Hoch

Vegane Ernährung für mein Baby? Ja oder Nein

Nadine Scheiner
07 Sep 2018
5 min.
Mögen 0
Nicht mögen 0

Sicher ist der vegane Ernährungstrend auch an euch nicht spurlos vorübergegangen. Vielleicht ernährt ihr euch selbst vegan – seit Kurzem oder bereits seit längerer Zeit. Vielleicht seid ihr auch Vegetarier und interessiert euch für die vegane Ernährung. Oder ihr esst nach wie vor liebend gerne Fisch und Fleisch, überlegt aber, ob die vegane Ernährungsweise Vorteile für euch heben könnte.

Davon ganz unabhängig ist die Ernährung eures Babys. Denn auch, wenn Veganismus bei Erwachsenen mittlerweile gesellschaftlich fast völlig akzeptiert ist – bei der Ernährung von kleinen Kindern sieht das anders aus. Hier besteht nach wie vor große Unsicherheit darüber, ob vegane Ernährung gesund ist. Der folgende Artikel soll euch einen Überblick zum Thema „vegane Babyernährung“ geben. Welche Vorteile und Risiken hat sie? Wie könnte sie funktionieren? Worauf ist zu achten? Und gibt es auch innerhalb der veganen Ernährung Unterschiede, die von Bedeutung sind?

Vegane Ernährung Baby
Von Nina Buday - Shutterstock

Allgemein: Wie funktioniert vegane Ernährung?

Vegane Ernährung ist gar nicht so einfach. Denn Veganismus ist „strenger Vegetarismus“. Das bedeutet, dass komplett auf Produkte tierischer Herkunft verzichtet wird. Ihr esst also nicht nur kein Fisch und kein Fleisch, wie es die Vegetarier tun. Milch tierischer Herkunft (Kuh, Ziege, …) und Eier sind ebenfalls nicht erlaubt. Hier soll es nur um die vegane Ernährung gehen. Viele Veganer achten neben ihrer Ernährung auch noch auf sonstige Produkte. Sie tragen zum Beispiel kein echtes Leder und benutzen nur vegane Kosmetikprodukte, die ohne Tierversuche getestet wurden.

Wenn ihr euch vegan ernährt, dann macht ihr das, indem ihr einfach alle tierischen Produkte weg lasst. Zum Glück muss das nicht langweilig und eintönig sein. Denn es gibt – der veganen Welle sei Dank – mittlerweile zahlreiche Ersatzprodukte, die an die Stelle der weggelassenen Produkte tierischer Herkunft treten. Statt Butter nehmt ihr also Margarine, statt Nutella Zartbitter-Aufstrich, statt Kuhmilch Pflanzenmilch (Soja, Mandel, Kokosnuss, Hafer, …) und statt Fleisch Produkte aus Soja oder Seitan.

Bei der veganen Ernährung gilt als vorteilhaft, dass sie wenig gesättigte Fette und kein Cholesterin enthält. Auf der anderen Seite gibt es hier Probleme mit dem Nährstoff Vitamin B12. Dieses kommt in der heutigen Zeit nur in Lebensmitteln tierischer Herkunft vor und muss deshalb durch Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden. Dies liegt allerdings daran, dass das Obst und Gemüse heutiger Zeit nicht mehr direkt aus dem Boden kommt und vor dem Verkauf sorgfältig gereinigt wird. Menschen in der früheren Zeit erhielten B12 auch von den Mikroorganismen, die im Boden B12 produzierten, das an den Lebensmitteln hängen blieb.

Was ist die Besonderheit bei der veganen Ernährung für Babys?

Wenn ihr euer Baby vegan ernähren möchtet, dann müsst ihr unbedingt auf die Zusammensetzung des Essens achten. Dieses muss alle für euer Baby wichtigen Nährstoffe enthalten, damit es gut wächst und sich gesund entwickelt. Am wichtigsten ist B12. Lasst euch von eurem Kinderarzt (es gibt auch veganerfreundliche!) dazu beraten. Beachtet, dass es auch solche B12-Varianten gibt, die vom menschlichen Körper nicht verwertet werden können. Auch Vitamin D ist wichtig (dieses stellt aber generell bei Menschen unserer Breitengrade ein Problem dar, da hier die Sonneneinstrahlung so schwach ist). Selbst, wenn ihr keine Veganerinnen seid, kann es sich lohnen, selbst regelmäßig ein Vitamin-D-Präparat zu nehmen – vor allem dann, wenn euer Baby noch die Brust bekommt. Außerdem solltet ihr achten auf: Zink, Kalzium, Jod, Eisen und Vitamin B2. Ebenfalls wichtig sind Omega-3-Fettsäuren, die aber in veganer Ernährung im Durchschnitt häufiger vorkommen als bei einer Ernährung mit Fleisch von schlechter Qualität. Online findet ihr Tabellen zum Nährstoffbedarf, in der die Mengen angegeben werden, in der Babys die angegebenen Nährstoffe benötigen. Es lohnt sich, sich diese einmal anzuschauen. Mit ihrer Hilfe könnt ihr die Ernährung eures Babys planen.

Wie sieht gesunde vegane Ernährung aus?

Tatsächlich gibt es Unterschiede, wenn es um die Gesundheit veganer Ernährungsweisen geht. Denn es gibt durchaus auch ungesunde vegane Ernährung. Diese besteht nicht nur dann, wenn Vitamin B12 nicht eingenommen wird, sondern auch bei einer Ernährung, die hauptsächlich aus (veganen) Chips, dunkler Schokolade und anderen veganen Süßigkeiten besteht (sogenannter „Pudding-Veganismus“). Es reicht nicht, wenn einfach nur tierische Lebensmittel gestrichen werden. Wichtig ist es, die Lebensmittel richtig zu wählen. Hier ist die vegane Ernährungspyramide eine gute Richtlinie. Diese setzt den Schwerpunkt auf Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte. Hülsenfrüchte sind ein wichtiger Ersatz für Fleisch und Fisch, da sie viel Eiweiß enthalten – wichtig, wenn euer Baby gut wachsen soll oder ihr noch stillt.

Wie können Fleisch und Fisch ersetzt werden?

Das Schöne ist: Ihr könnt jedes nicht-vegane Rezept in eine vegane Variation verwandeln, indem ihr einfach die passenden Ersatzprodukte verwendet. So könnt ihr eurem Kind eine breite Geschmacksvielfalt anbieten. Es gilt lediglich, das passende Ersatzprodukt ausfindig zu machen. Wenn es um den Ersatz von Fleisch und Fisch geht, dann sind Hülsenfrüchte wie Bohnen, Linsen und Erbsen besonders praktisch. Diese sind reich an Protein und haben einen herzhaften Geschmack. Wenn ihr nach einem Ersatz sucht, der wirklich an Fleisch / Fisch erinnert, dann sind Produkte aus dem Handel empfehlenswert. Diese haben meist auch die Form von Würstchen oder Nuggets. Achtet aber darauf, dass das Ersatzprodukt wirklich vegan und nicht bloß vegetarisch ist. Denn viele dieser Produkte enthalten Ei als Bindemittel.

Wie kann ich Milch richtig ersetzen?

Mittlerweile gibt es in den Supermärkten eine enorme Bandbreite von Ersatzprodukten für Kuhmilch. Schaut euch einfach um und probiert aus, was euch am besten schmeckt und was eurem Baby ebenfalls gefallen könnte. Mandelmilch zum Beispiel ist sehr süß und passt entsprechend zu Süßspeisen aller Art. Ähnliches gilt für die Kokosmilch, wobei diese mehr gesättigtes Fett enthält, das euer Baby nicht zu viel konsumieren sollte. Als besonders sicher im Hinblick auf Allergien gilt die Reismilch (in Kliniken wird sie Allergikern empfohlen). Sojamilch ist besonders häufig zu finden, aber nicht unumstritten, was die Babyernährung angeht. Denn Soja enthält pflanzliche Hormone. Darüber hinaus ist es empfehlenswert, auf solche Milchalternativen zurückzugreifen, die keinen künstlich zugesetzten Zucker und kein Salz enthalten. Gewöhnt euer Baby am besten erst gar nicht an eine übertrieben süße oder salzige Ernährung.

Wie kann ich Eier richtig ersetzen?

Eier werdet ihr meist in Süßspeisen verwenden. Hier können sie sehr häufig einfach weggelassen werden. Ersetzt werden können sie außerdem durch Apfelmus oder zerdrückte Banane sowie durch gemahlenen Leinsamen oder Chiasamen. Wenn es ein herzhaftes Gericht sein soll, für das die Bindekraft eines Eis benötigt wird, dann könnt ihr – neben den Lein- oder Chiasamen – auch Maisstärke oder Johannisbrotkernmehl nutzen.

Fazit – die vegane Babyernährung kann gut geplant funktionieren

Wenn ihr euch online umschaut, werdet ihr zahlreiche vegan ernährte Kinder treffen, die sich gesund entwickelt haben. Dies zeigt, dass vegane Babyernährung gut funktionieren kann. Wenn ihr euch für diesen Weg entscheidet, dann informiert euch vorher gut. B12 ist ein wichtiges Thema. Achtet darauf, dass euer Baby ausreichende Mengen an B12 erhält – und zwar solches, das vom menschlichen Organismus verwertet werden kann. Am Anfang kann es sich lohnen, die Nährstoffe auszurechnen, die euer Baby täglich mit der Nahrung aufnimmt und diese mit Tabellen zu den benötigten Mengen abzugleichen. Nach und nach bekommt ihr so ein Gefühl dafür, welche Nährstoffe euer Baby benötigt. Immer gut ist es, sich mit Müttern und Vätern vegan ernährter Kinder auszutauschen. Eventuell habt ihr sogar das Glück, einen veganfreundlichen Kinderarzt zu haben, der euch unterstützt.

Teilen:

Teilen: