Langeweile! Nichts passiert. Niemand sorgt für Programm, keiner liest vor. „Das ist doch doof,“ finden eure Kinder und schon geht das Geknatsche los. Und spätestens jetzt ist der Punkt erreicht, an dem ihr Langeweile auch doof findet. Dabei kann Kindern nichts Besseres passieren, als sich gelegentlich zu langweilen. Ihr müsst sie nur lassen. Wir erklären euch, warum Langeweile für kleine Entdecker absolut notwendig ist und wie ihr als Eltern damit umgehen könnt.
Wozu Langeweile bei Kindern gut ist
Was können Kinder mit Langeweile anfangen?
Ohne Spielanregungen der Eltern oder gleichaltriger Spielkameraden sind eure Kinder ganz auf sich alleine gestellt. Niemand ist da, der ihnen Vorschriften macht, aber auch niemand, der ihnen Entscheidungen abnimmt. Anfangs ist diese völlige Freiheit für viele Kinder ungewohnt, und so kommt schnell Langeweile auf.
Aber nur diese aufkommende Langeweile macht die Fantasie frei für Experimente, Ungewohntes, Unbekanntes und allerlei Verrücktheiten. Plötzlich werden alltägliche Gegenstände wie Töpfe und Pfannen zu den wundervollsten Spielgeräten. Plötzlich probieren eure Kleinen Dinge aus, an die ihr als Erwachsene längst nicht mehr denkt. Und das ist gut, denn so soll es sein.
Warum ist Langeweile wichtig?
Kinder, die Langeweile erfahren und diese schließlich zu meistern lernen, erlangen ganz neue Zugänge zu ihrer eigenen Fantasie und gelangen zu einer Weltsicht, die ihnen auch die besten und pädagogisch fundiertesten Anleitungen nicht geben können. Kinder, die Langeweile meistern können, lernen Dinge auszuprobieren – völlig frei.
Etwas Besseres könnt ihr für das Selbstvertrauen und das Selbstbewusstsein eurer Kinder nicht tun. Deshalb ermöglicht euren Kindern von Zeit zu Zeit eine gehörige Portion Langeweile. Sie werden es euch irgendwann einmal danken.
Wieso ist Langeweile auch für Eltern schwierig?
Auch Eltern müssen Langeweile lernen. Ihr müsst euch angewöhnen, eure Kinder machen zu lassen und nicht beim kleinsten Anzeichen von Protest direkt wieder ein Angebot zu machen. Beschäftigte Kinder sind zwar ruhig und durchaus nervenschonend, aber sie lernen auch nie, sich selbst zu beschäftigen. Eure Kinder werden immer Programm von euch fordern, wenn ihr als Eltern nicht die anfängliche Unzufriedenheit gelangweilter Kinder aushaltet.
Nölige und quengelnde Kinder sind anstrengend. Ja natürlich. Aber es hilft nichts, da müsst ihr gemeinsam mit euren Kindern durch. Und je öfter Kinder mit Langeweile konfrontiert werden, umso leichter wird es ihnen fallen, sich mit sich selbst zu beschäftigen.
Wie könnt ihr mit den anfänglichen Schwierigkeiten klarkommen?
Ihr könnt euren Kindern den Anfang erleichtern, indem ihr euch in ihrer Nähe aufhaltet. Vielleicht ist noch ein wenig Hausarbeit zu tun. Wäschefalten lässt sich doch auch mal im Kinderzimmer. Später reicht es vielleicht, wenn ihr im Nebenraum oder auf derselben Etage wie die Kleinen seid.
Ihr solltet darauf gefasst sein, dass Kinder, die ihre Welt entdecken wirklich alles ausprobieren – auch Dinge, an die ihr vorher nicht gedacht habt. Um eure Nerven zu schonen, solltet ihr vor dem großen Langeweileexperiment möglichst alle Gefahrenquellen ausschalten. Dann können die Kleinen wirklich völlig ungestört nach Herzenslust ihre Welt entdecken, ohne dass ihr als Eltern ständig in ihrer Nähe sein müsst.
Fazit - Langeweile bei Kindern
Langeweile hat eine nicht zu unterschätzende Wirkung für die Entwicklung eurer Kinder. Kinder, die mit Langeweile klarkommen müssen, lernen schnell, sich selbst zu beschäftigen und machen dabei wichtige Erfahrungen: Ich kann etwas mit mir anfangen! Ich darf Dinge ausprobieren! Ich kann mehr, als ich gedacht habe! Ich bin schon richtig groß!
Der Anfang mag für alle beteiligten schwierig sein, aber wenn auch ihr als Eltern gelernt habt, das anfängliche Gequengel auszuhalten, werdet ihr staunen, was eure Kinder schon alles ganz alleine zuwege bringen. Seid stolz auf das, was eure Kleinen mit ihrer Langeweile anfangen; es ist eine riesengroße Leistung für sie.