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Die Doula – Begleitung vor, während und nach der Geburt

Nadine Scheiner
12 Aug 2021
8 min.
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Eine Doula ist eine Helferin, die euch rund um die Geburt betreut. Wichtig für euch zu wissen ist, dass es sich um eine nichtmedizinische Begleiterin handelt. Doulas sind geschult, haben aber keine spezielle medizinische Ausbildung. Für euch kann eine solche Begleitung Sicherheit bedeuten. Bereits vor Jahrhunderten haben Frauen andere Frauen unter der Geburt begleitet und ihnen mit ihrem Wissen mehr Sicherheit und Kraft gegeben.

Doula
Von NTL studio - Shutterstock

Was ist eine Doula?

Der Begriff „Doula“ hat seinen Ursprung im Altgriechischen. Damals stand er für die Dienerin. Eine Doula ist in der heutigen Zeit allerdings keine Dienerin, sondern eine erfahrene Begleiterin durch eure Schwangerschaft. Wenn ihr von eurer Schwangerschaft erfahrt, dann sind da Freude, Sorgen und auch Unsicherheit. Vielleicht macht ihr euch auf die Suche nach besonderer Literatur oder fragt Freunde um Rat. Vielleicht seid ihr mit euren Gedanken aber auch allein.

Viele Frauen wünschen sich eine Vertrauensperson an ihrer Seite, die ihnen ihre Fragen beantwortet und dafür sorgt, dass man mit Sicherheit und Vertrauen durch die Schwangerschaft und die Geburt gehen kann. Schon seit mehreren tausend Jahren sind es die geburtserfahrenen Frauen, die jungen werdenden Müttern zur Seite stehen und sie an die Hand nehmen.

In Deutschland selbst ist der Trend der Doulas noch nicht ganz so verbreitet. Dies hängt aber auch damit zusammen, dass es Doulas vermehrt erst seit rund zehn Jahren im Land gibt. Eine Hebamme in Deutschland zu finden ist schon eine Herausforderung. In den USA ist es noch schwieriger. Daher haben die Doulas dort schon einen sehr wichtigen Stand und diesen bekommen sie auch immer mehr in Deutschland. Einer der bekanntesten Ansprechpartner zu dieser Thematik ist John Kennell. Der Autor hat das „Doula Book“ geschrieben.

Wichtig: Eine Doula ist nicht nur für die Geburtsbegleitung da. Sie unterstützt Schwangere auch bereits während der Schwangerschaft.

 

Was sind die Aufgaben einer Doula?

Die Aufgaben einer Doula lassen sich nicht ganz so einfach in einer Übersicht zusammenfassen. Es handelt sich um eine emotionale Hilfe, die viele Aufgaben übernimmt. Dabei steht sie nicht nur euch als werdende Mutter zur Verfügung, sondern auch werdenden Vätern. Sehr oft wird vergessen, dass der werdende Vater ebenfalls in einer emotionalen Ausnahmesituation ist und das nicht nur bei der Geburt. Zu den Aufgaben gehören:

  • Betreuung während der Schwangerschaft: Eine Doula kann euch von Anfang an unterstützen und dafür sorgen, dass ihr Ernst genommen werdet. Sie ist bei Fragen und Unsicherheiten zur Schwangerschaft an eurer Seite, hört euch zu und zeigt euch auch, wo es Unterstützung gibt.
  • Geburtsvorbereitung: Die Geburtsvorbereitung ist ein wichtiges Thema, das euch vor dem Geburtstermin wahrscheinlich sehr umfangreich beschäftigt. Das Gute ist, dass eine Doula genau weiß, wovon ihr sprecht, denn sie hat selbst schon eines oder auch mehrere Kinder auf die Welt gebracht, lag im Wochenbett und kennt den Geburtsverlauf. Sie beantwortet Fragen rund um die Entbindung und die Zeit davor sowie danach sehr ehrlich.
  • Geburtsbegleitung: Eine Doula steht Gebärenden zur Seite. Sie bietet eine Rufbereitschaft an und ist daher auch eine verlässliche Begleiterin bei der Geburt. Ihre Anwesenheit hat auf viele Frauen eine beruhigende Wirkung. Je nach Vereinbarung steht sie bis über die gesamte Geburtsdauer zur Verfügung.
  • Begleitung im Wochenbett: Das Wochenbett ist eine Zeit, in der ihr vermutlich sehr viel Beistand braucht. Auch hier ist die Doula eine Ansprechpartnerin, die immer zur Verfügung steht. Das kontinuierliche Angebote, einfach zuzuhören und Fragen zu beantworten, ist eine ideale Ergänzung zur Betreuung durch die Hebamme.

Wichtig: Eine Doula kann auch eine Begleiterin bei der Hausgeburt oder im Geburtshaus sein. Sie ersetzt jedoch keine Hebamme.

Doula Geburt
Von Pixel-Shot - Shutterstpck

Was für eine Ausbildung hat eine Doula?

Eine Doula ist eine geburtserfahrene Frau, die euch auch im Kreißsaal zur Seite stehen kann. Um Doula zu werden, muss eine Frau wenigstens ein Kind auf die Welt gebracht haben und auch schon älter als 25 Jahre sein. Es handelt sich nicht um eine medizinische Ausbildung, die Doulas nehmen an einer Weiterbildung teil. Zudem informieren sie sich selbst sehr umfangreich über alle wichtigen Themen rund um die Schwangerschaft, die Geburt und das Wochenbett.

Eine Weiterbildung zur Doula kann über den GfG in Anspruch genommen werden. Es handelt sich um die Gesellschaft für Geburtsvorbereitung. Die Weiterbildung wird an verschiedenen Standorten angeboten, unter anderem in München und in Berlin.

Bei einer Doula geht es vor allem darum, dass sie zu einer Vertrauten wird. Freundinnen sind in der Schwangerschaft wichtig. Noch wichtiger ist aber eine Vertraute für die werdende Mutter, die sie durch diese aufregende und auch schwierige Zeit begleitet. Daher ist eine wichtige Eigenschaft einer Doula, die sich nicht in einer Ausbildung erreichen lässt, das Einfühlungsvermögen. Nur wer einfühlsam ist und sich auf die Belange, Wünsche und Sorgen der werdenden Mutter einlassen kann, ist auch für diesen Beruf geeignet.

Wie sieht es mit den Kosten für eine Doula aus?

Wenn ihr eine Doula in Anspruch nehmen möchtet dann solltet ihr wissen, dass die Kosten nicht durch die Krankenkassen übernommen werden. Die Krankenkassen tragen die Kosten für eine Hebamme – aber auch nur für bestimmte Leistungen. Das heißt, die Gebühren für die Doula tragt ihr selbst.

Wie hoch diese Kosten sind, ist ganz unterschiedlich. Daher ist es grundsätzlich wichtig, dass ihr euch die Frage stellt, was ihr von einer Begleitung erwartet. Möchtet ihr die Doula von Beginn der Schwangerschaft an an eurer Seite haben? Oder sucht ihr vor allem eine Begleitung für die Geburt? Ein erstes Gespräch ist unbedingt notwendig. Hier erfahrt ihr mehr darüber, welche Angebote durch die Doula zur Verfügung gestellt werden und welche Kosten sie aufruft.

Den Preis für ihre Dienste kann sie selbst festlegen. Es gibt keine Preisliste, an der sich orientiert wird. Stattdessen berechnet die Doula natürlich ihren Aufwand und die Kosten, die für sie anfallen. Oft ist es so, dass die Kosten auf die finanziellen Mittel der werdenden Eltern angepasst werden. Das heißt, wenn die Doula feststellt, dass ihr ihre Dienste gerne nutzen möchtest, es euch aber nicht leisten könnt, wird sie vermutlich weniger Geld nehmen. Zudem gibt es die Möglichkeit, sich unterstützen zu lassen. Der Verein der Doulas in Deutschland steht euch hier zur Seite.

Ihr könnt einen Antrag auf eine anteilige Kostenübernahme stellen und prüfen lassen, ob diese Übernahme möglich ist.

Doula Geburtsvorbereitung
Von wavebreakmedia -Shutterstock

Was unterscheidet die Doula von einer Hebamme?

Eine der relevantesten Fragen ist natürlich, warum ihr eine Doula in Anspruch nehmen solltet, wenn ihr eine Hebamme habt. In dem Zusammenhang ist es wichtig zu schauen, wo eigentlich die Unterschiede liegen.

Die Doula hat keine medizinische Ausbildung und kann nicht als Geburtshelferin agieren. Das heißt, sie bringt keine Kinder auf die Welt. Sie kann bei einer Geburt dabei sein, wird aber diese nicht leiten und auch keine medizinischen Handlungen durchführen.

Die Doula ist jedoch immer an eurer Seite. Sie betreut nur euch, das heißt, sie verlässt den Kreißsaal nicht. Bei einer Hebamme ist das anders. Oft betreut sie zeitgleich mehrere Frauen und kann nicht die gesamte Geburt über an der Seite einer werdenden Mutter sein.

Eine Doula gibt euch sehr viel Kraft und hilft euch dabei, auf euren Körper zu hören. In einigen Fällen kann sie so sogar dafür sorgen, dass ein Kaiserschnitt vermieden wird. Die Kaiserschnittrate ist in jedem Krankenhaus anders. Es gibt viele medizinische Indikatoren. Ein Kaiserschnitt wird von Frauen aber teilweise auch dann gewünscht, wenn sie die Kraft verlässt. Möglicherweise kann es euch helfen, jemanden an eurer Seite zu haben, der dieses Gefühl kennt und auch schon einmal erlebt hat.

Wichtig: Eine Hebamme und eine Doula sind keine Konkurrenten, sie ergänzen sich. Eine gute Hebamme geht ebenfalls auf eure Gedanken ein und beantwortet eure Fragen. Eine Doula ist eine ideale Ergänzung. Sie geht oft noch tiefer in die Materie, steht nicht unter Zeitdruck und bietet eine Betreuung 1:1 an.

Für wen ist eine Doula geeignet?

Vielleicht stellt ihr euch die Frage, ob eine Doula für euch geeignet ist. Möglicherweise habt ihr gerade erst davon gehört, dass es eine solche Begleitung gibt und seid nicht sicher, ob dies für euch ein guter Weg ist. Es ist nie verkehrt, ein Gespräch in Ruhe zu führen.

Die meisten Frauen wünschen sich, dass ihre Schwangerschaft und Geburt selbstbestimmt ist. Ihr möchtet euch auf euren Körper verlassen können. Bis zum errechneten Geburtstermin ist es nach dem positiven Schwangerschaftstest ein langer Weg. Es handelt sich um eine sogenannte Geburtsreise.

Diese Geburtsreise geht ihr allein, mit eurem Partner, mit Freunden, mit der Hebamme und dem Gynäkologen. Ihr könnt auf der Reise aber auch eine Doula mitnehmen. Gut geeignet ist sie eigentlich für jede Frau, die gerne mehr über ihren Körper und ihre Schwangerschaft erfahren möchte. Wenn ihr offen dafür seid, mit einem Menschen zu sprechen, der selbst schon viele Erfahrungen mit der Schwangerschaft und Geburt gemacht hat, ist eine Doula eine sehr gute Ansprechpartnerin.

Es ist aber auch verständlich, wenn ihr noch sehr unsicher seid. Es ist eine ganz neue Situation für euch. Ihr steht vor einer einschneidenden Veränderung in eurem Leben. Ein Kind zu bekommen ist immer ein Abenteuer – dabei ist es ganz egal, ob ihr das erste oder auch das dritte und vierte Kind bekommt. Nicht immer ist es nur Unsicherheit, die in einer Schwangerschaft dafür sorgt, dass ihr euch Sorgen macht. Es sind so viele Akzente, die sich am Anfang noch gar nicht greifen lassen

Sicherheit und Wohlbefinden stehen im Fokus

Für eine gute Doula ist es wichtig, dass sie für eine werdende Mutter eine besondere Umgebung schafft. Diese Umgebung soll sie einhüllen und für Ruhe und Entspannung sorgen. Wenn ihr schwanger seid, dann kann es sein, dass jeder gute Tipps für euch hat. Tipps sind natürlich eine nett gemeinte Hilfe. Gleichzeitig können sie aber auch verunsichern. Ein sicherer Hafen, in den ihr immer wieder fahren könnt, ist eine gute Lösung. Diese Lösung bietet euch eine Doula.

Ihr solltet vom Gedanken abkommen, dass eine Doula für eine perfekte Geburt sorgen kann. Sie kann auch keine Fehlgeburt verhindern. Sie kann jedoch für euch da sein und das in jeder Lage. Eine ihrer wichtigsten Aufgaben ist es, Schwangere zu ermutigen. Es geht um den Mut, die eigenen Wünsche in den Vordergrund zu stellen.

Gerade bei der Geburt ist das ein schwieriges Thema. Noch immer finden viele Geburten nicht selbstbestimmt statt. Stattdessen werdet ihr vielleicht in Situationen gebracht, die ihr gar nicht möchtet, gegen die ihr euch aber auch nicht wehren könnt. In diesen Situationen ist die Doula eure Stimme und handelt in eurem Interesse.

Doula Hebamme
Von antoniodiaz - Shutterstock

Wie erfolgt eine Betreuung durch die Doula?

Die Betreuung ist ganz unterschiedlich. Es gibt Doulas, die vor allem für die Geburt zur Verfügung stehen. Es gibt aber auch Doulas, die mit Beginn der Schwangerschaft ihre Dienste anbieten. Alles beginnt mit einem ersten Gespräch. Bei diesem Gespräch geht es darum, sich kennenzulernen. Es ist ganz besonders wichtig, dass ihr ein gutes Gefühl habt und die Doula euch sympathisch ist. Bei dem Treffen beantwortet sie eure Fragen und hilft euch, ein Bild von ihrer Arbeit zu bekommen.

In einem Abstand von rund vier Wochen um den errechneten Geburtstermin steht sie euch mit der Rufbereitschaft zur Verfügung. Sie ist dann bei der Geburt an eurer Seite. Auch nach der Geburt kommt sie zu euch und das bis zu einem Alter von drei Monaten des Babys.

Am Anfang ist es gar nicht so einfach, die Leistungen einer Hebamme und einer Doula auseinanderhalten zu können. Ihr werdet jedoch schnell den Unterschied in den Gesprächen bemerken.

Fazit: Eine besondere Art der Begleitung durch die Geburt

Eine Schwangerschaft und eine Geburt sind ein sehr natürlicher und naturverbundener Prozess. Ihr lernt euch, euren Körper und eure Seele noch einmal auf eine ganz andere Weise kennen. Ihr entwickelt Freude, Sorge und Unsicherheit. Hier einen Gesprächspartner an eurer Seite zu haben, der euch auffängt, euch in diesem Zusammenhang einen Halt gibt und für euch da ist, ist besonders wertvoll. Natürlich sind die Hebamme und auch der Gynäkologe wichtige Partner in der Schwangerschaft. Möchtet ihr aber in eine sehr selbstbestimmte Richtung gehen und noch mehr über euch lernen, kann es für euch vielleicht ein richtiger Weg sein, eine Doula in Anspruch zu nehmen. Informiert euch einfach, ob es in eurer Umgebung Angebote gibt und vereinbart ganz unverbindlich ein erstes Gespräch.

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