Die Schwangerschaft ist eine Zeit der Veränderungen. Die größte Veränderung ist dabei natürlich das Entstehen eines neuen Menschen. Nach der Schwangerschaft werdet ihr euer eigenes Kind im Arm haben. Damit dieses kleine Wunder geschehen kann, muss der weibliche Körper sich auf vielfältige Weise anpassen. Er arbeitet dabei auf Hochtouren, damit die optimale Versorgung des Babys sichergestellt ist. Aus diesem Grund brauchen viele Schwangere vor allem am Anfang mehr Schlaf.
Wie verändert sich der Körper in der Schwangerschaft?
In welchen Körpersystemen treten die Veränderungen auf?
Die körperlichen Veränderungen, die eine Frau während der Schwangerschaft erlebt, umfassen alle Organsysteme. Die physiologischen Veränderungen umfassen die folgenden Bereiche:
- Veränderungen des Hormonhaushalts
- Veränderungen im Herz-Kreislauf-System
- Veränderungen des Atmungssystems
- Veränderungen des Harnsystems
- Veränderungen im Verdauungssystem
- Veränderungen im Stoffwechsel
- Veränderungen der Sexualorgane
- Veränderungen von Haut und Haaren
- Veränderungen im Bewegungsapparat
- Veränderungen des Immunsystems
Einige dieser Veränderungen treten schon ganz früh im ersten Schwangerschaftsdrittel auf und werden vor allem durch die Veränderungen des Hormonsystems verursacht. Spätere Veränderungen werden dagegen auch durch die steigende Größe und das zunehmende Gewicht des Babys verursacht. Durch das wachsende Kind, zusätzliche Flüssigkeiten, wie dem Fruchtwasser, und sich verändernde Gewebe, nehmen Frauen in der Schwangerschaft zum Teil deutlich zu.
Welche Veränderungen treten im Hormonsystem auf?
Das Hormonsystem ist für die Steuerung aller körperlichen Prozesse zuständig. Im weiblichen Körper steuert es den Menstruationszyklus. Aus diesem Grund verändern sich die Mengen der zuständigen Hormone im Laufe der Zeit. Durch eine Schwangerschaft werden weitere Änderungen in Gang gesetzt. Dabei sind vor allem diese Hormone betroffen:
- Progesteron
- Östrogen
- HCG
- Nebennierenhormone
- Schilddrüsenhormone
- Prolaktin
- Oxytocin
Die zweite Zyklushälfte nach dem Eisprung ist durch einen Anstieg des Hormons Progesteron gekennzeichnet. Es sorgt dafür, dass die hochaufgebaute Gebärmutterschleimhaut für die Einnistung einer befruchteten Eizelle bereit ist. Darüber hinaus sorgt es für eine bessere Durchblutung und eine Entspannung der Gebärmutter. Diese Effekte sorgen dafür, dass das Embryo in der Frühschwangerschaft nicht abgestoßen wird. Wenn sich keine befruchtete Eizelle einnistet, nimmt der Progesteronwert ab und die Menstruation setzt ein. In der Schwangerschaft steigt die Menge dieses Hormons dagegen kontinuierlich an.
Das Schwangerschaftshormon HCG wird, abgesehen von bestimmten Krebserkrankungen, nur in der Schwangerschaft gebildet. Die Abkürzung steht für humanes Choriongonadotropin. Es wird schon wenige Tage nach der Befruchtung vom Embryo gebildet und stößt alle nachfolgenden körperlichen Veränderungen an. HCG ist auch das Hormon, das von Schwangerschaftstests erfasst wird.
Die Nebennierenhormone werden verstärkt ausgeschüttet. Sie sind an der Regulation des Elektrolythaushalts und der Wasserausscheidung beteiligt. Diese müssen in der Schwangerschaft an die Veränderungen im Kreislaufsystem angepasst werden.
Zum Ende der Schwangerschaft nimmt die Menge des Hormons Prolaktin im Körper zu. Es ist unter anderem für die Bildung der Muttermilch und die Veränderung der Milchdrüsen verantwortlich. Im Laufe der Geburt wird dann auch noch das Hormon Oxytocin vermehrt ausgeschüttet. Es steuert die Entstehung von Wehen und ist damit essenziell für die Geburt. Außerdem fördert es die Bindung zwischen Mutter und Kind.
Welche Veränderungen treten im Herz-Kreislauf-System auf?
Damit der Körper den Anforderungen der Schwangerschaft gewachsen ist, muss sich auch das Herz-Kreislaufsystem anpassen. Zu den auftretenden Effekten in diesem Bereich gehören die folgenden Phänomene:
- Gefäßerweiterungen
- Zunahme der Durchblutung
- Stärkerer und härterer Puls
- Zunahme der Blutmenge
Die Verbesserung der Durchblutung, die durch diese Veränderungen erreicht wird, ist besonders wichtig für die Versorgung der Gebärmutter und damit auch für den Transport von Sauerstoff und Nährstoffen zum Embryo. Dies ist auch als Wärmegefühl in Händen und Füßen spürbar. Im ersten Schwangerschaftsdrittel nimmt außerdem der Blutdruck ab, er stabilisiert sich aber mit der Zeit wieder auf Normalwerte.
Es gibt verschiedene Blutwerte, die sich durch eine Schwangerschaft deutlich messbar verändern. Darunter fallen zum Beispiel die folgenden Effekte:
- Blutvolumen: steigt an
- Wasseranteil: Steigt um 35 Prozent
- Zahl der roten Blutkörperchen: Steigt um 25 Prozent
- Hämatokrit-Wert (Anteil der roten Blutkörperchen am Gesamtvolumen): Nimmt ab
- Blutsenkungsgeschwindigkeit: Erhöht sich
- Gerinnungsneigung: Steigt an
Die vermehrte Bildung von roten Blutkörperchen verbraucht Eisen und führt zu der sogenannten natürlichen Schwangerschaftsanämie. Diese sorgt dafür, dass die Durchblutung an der Austauschfläche im Mutterkuchen verbessert wird. Allerdings kann der Wert auch zu stark absinken und viele werdenden Mamas müssen daher zusätzliche Eisenpräparate nehmen.
Im Laufe der Schwangerschaft können die Veränderungen im Kreislaufsystem zu Wassereinlagerungen führen. Das merkt ihr zum Beispiel an geschwollenen Fingern und Beinen. Bei manchen Schwangeren entstehen sogar Ödeme. Auch Krampfadern und Hämorrhoiden sind häufige Folgeerscheinungen des veränderten Kreislaufsystems. In einigen Fällen kann es auch zu Thrombosen kommen. Daher sollten ihr genau auf die Anzeichen achten und im Zweifelsfall einen Arzt aufsuchen. Typische Warnzeichen für eine tiefe Beinvenenthrombose sind:
- Starke Schmerzen im Bein
- Schwellungen, die nur in einem Bein auftreten
- Eine bläuliche Färbung
- Erwärmungen in einem Bein
Welche Veränderungen treten im Atmungssystem auf?
Den meisten Menschen ist klar, dass Schwangere in der zweiten Schwangerschaftshälfte durch den wachsenden Bauch und das steigende Körpergewicht schlechter Luft bekommen. Die Lunge hat weniger Platz und daher nimmt das Atemvolumen ab.
Aber schon in der Frühschwangerschaft könnt ihr das Gefühl haben, dass ihr unter Atemnot leidet. Die Einatemtiefe steigt an und das eingeatmete Luftvolumen übersteigt den Sauerstoffverbrauch. Damit liegt eine Hyperventilation vor. Dies liegt wahrscheinlich an den Veränderungen der Blutwerte. Daher werdet ihr auch schon am Anfang der Schwangerschaft bei körperlicher Belastung mehr schnaufen als Nichtschwangere.
Welche Veränderungen betreffen das Harnsystem?
Viele Schwangere sind erstaunt, wenn sich schon am Beginn der Schwangerschaft ein verstärkter Harndrang einstellt. Am Ende der Schwangerschaft ist ein verstärkter Harndrang durch den Druck der Gebärmutter auf die Blase bedingt.
In der Frühschwangerschaft sind dagegen andere Prozesse Ursache des stärkeren Harndrangs. Diese Körperprozesse sind unter anderem:
- Durch das gestiegene Blutvolumen werden die Nieren stärker durchblutet
- Die Muskeln und Gewebe sind weicher und flexibler
Diese Veränderungen führen dazu, dass mehr Zucker im Harn nachweisbar ist. Die Blase schafft es nicht mehr, die Zuckermoleküle wie gewohnt wieder ins Blut zurück zu transportieren. Eine leichte Erhöhung der Zuckerwerte im Urin ist also normal. Bei höheren Werten kann aber auch ein Schwangerschaftsdiabetes vorliegen.
Durch die weichere Muskulatur sind auch die Nierenbecken und Harnleiter oft geweitet. Daher bleibt der Urin in diesen Strukturen stehen. Das kann die Entstehung von Entzündungen begünstigen. Um dem vorzubeugen solltet ihr immer genug trinken.
Welche Veränderungen treten während der Schwangerschaft im Verdauungssystem auf?
Die Schwangerschaft führt auch zu einer Reihe von Veränderungen im gesamten Verdauungstrakt. Die erste Veränderung, die den meisten Menschen in den Sinn kommt, wird sicherlich die Morgenübelkeit sein, die vor allem in den ersten Monaten auftritt. Vielleicht hat ihr selbst eine Schwangerschaft erst durch die Übelkeit und das Erbrechen bemerkt. Teilweise kann das Erbrechen so schwerwiegend werden, dass eine Behandlung mit Transfusionen notwendig wird. In diesem Fall spricht man von einer Hyperemesis gravidarum, die sich in seltenen Fällen auch über eine längere Dauer zieht.
Über die Übelkeit hinaus gibt es aber weitere Veränderungen, die während einer Schwangerschaft im Magen-Darm-Trakt und im Mund auftreten können. Dazu gehören die folgenden Punkte:
- Die Zusammensetzung des Speichels ändert sich
- Es wird mehr Speichel produziert
- Die Durchblutung der Mundschleimhaut verstärkt sich
- Es kann Zahnfleischbluten auftreten
- Der Magen verändert seine Lage
- Die Säureproduktion im Magen ist in der ersten Schwangerschaftshälfte reduziert
- Häufig tritt Sodbrennen auf
- Der Darm wird träge, manchmal entsteht Verstopfung
Die Veränderungen im Mund können die Entstehung von Karies begünstigen, daher ist es wichtig, dass ihr auf eure Mundhygiene achtet. Durch eine zusätzliche Kontrolle beim Zahnarzt können entstehende Probleme schnell erkannt und behandelt werden.
Die meisten anderen Veränderungen im Magen-Darm-Trakt sind durch die wachsende Gebärmutter und die Entspannung der Muskeln bedingt. Gesunde Ernährung, Bewegung und viel Flüssigkeit können in vielen Fällen helfen.
Wie werden die Leber und der Stoffwechsel durch die Schwangerschaft beeinflusst?
Euer Stoffwechsel muss sich in der Schwangerschaft anpassen, um das Baby optimal versorgen zu können. Dafür wird zum Beispiel der Zuckerstoffwechsel modifiziert. Konkret führt das zu folgenden Effekten:
- Die Insulinwirkung wird reduziert
- Glukose gelangt schwerer in mütterliche Zellen
- Der Blutzuckerspiegel erhöht sich.
Auch die Stoffwechselprozesse von Fetten und Proteinen verändern sich. Die Blutfette steigen an und es wird mehr Eiweiß vom Körper aufgenommen und weniger abgegeben. Aus diesen zusätzlich verfügbaren Eiweißen werden die Zelleiweiße des Kindes aufgebaut. Als Nebenwirkung ist weniger Eiweiß im Blut der Mutter vorhanden. Das begünstigt Wassereinlagerungen.
Das Wachstum des Kindes verbraucht neben den Proteinen, auch verschiedene Mineralstoffe und Elektrolyte. Aus diesem Grund haben Schwangere einen höheren Bedarf, der durch eine gesunde Ernährung gedeckt werden sollte. Nahrungsergänzungsprodukte können nach Absprache mit dem Frauenarzt zusätzlich hilfreich sein.
Welche Veränderungen der Sexualorgane entstehen durch eine Schwangerschaft?
Die Sexualorgane sind an der Hauptaufgabe während und nach der Schwangerschaft beteiligt. Sie müssen das Baby versorgen und es wachsen lassen. Daher mache Sie auch enorme Veränderungen durch.
Eure Brust stellt sich schon im ersten Trimenon auf die zukünftige Aufgabe ein. Das Drüsengewebe wächst und ihr merkt, dass die Brüste größer und schwerer werden. Dadurch können die Brüste empfindlicher werden. Erst im letzten Trimester stellen sich die Drüsenzellen auf die Milchbildung ein.
Die Gebärmutter unterliegt in der Schwangerschaft dem größten Wandel. Ihre Größe muss sich dem wachsenden Kind anpassen. Darüber hinaus unterliegt sie zusätzlich diesen Veränderungen:
- Die Muskelschicht wächst deutlich
- Die Durchblutung verstärkt sich
- Das Gewicht steigert sich von etwa 50 Gramm bis auf 1.500 Gramm
- Neubildung der Plazenta
Die Veränderungen dienen unter anderem der Vorbereitung auf die Wehen während der Geburt.
Welche Veränderungen treten an Haut und Haaren auf?
Auch von außen sind einige der Veränderungen während der Schwangerschaft sichtbar. Haut, Haare und auch die Nägel zeigen unter anderem folgende Erscheinungen:
- Dunklere Warzenhöfe
- Hautunreinheiten
- Vorgewölbter Bauchnabel
- Dehnungsstreifen
- Stärkere Pigmentierung
- Trockene Haut
- Juckreiz
- Schwangerschaftsstreifen
- Stärkeres Wachstum von Körperhaaren
- Auftreten von Schwangerschaftsakne
Eine stärkere Pigmentierung der Haut kann verschiedene Körperstellen betreffen. Vor allem die Brustwarzen, Narben und die äußeren Genitalien werden dunkler. Im Laufe der Schwangerschaft kann eine dunkle Linie auf dem Bauch entstehen. Sie kann von der Schamfuge bis zum Bauchnabel reichen, oder sogar bis zum Brustbein. Die Linie wird als Linea nigra oder Linea fusca bezeichnet.
Veränderungen des Bewegungsapparates während der Schwangerschaft
In der Schwangerschaft werden die Bänder weicher, damit die Gebärmutter problemlos wachsen kann und das Gewebe bei der Geburt besser gedehnt werden kann. Das kann dazu führen, dass Rückenschmerzen entstehen. Darüber hinaus können Schwangere sich auch schneller verletzen.
Veränderungen des Immunsystems in der Schwangerschaft
Der wachsende Embryo stellt ein fremdes Gewebe im Körper dar, weil die Hälfte der Gene vom Vater stammt. Damit das Immunsystem nicht auf diese fremden Anteile reagiert, muss es sich in der Schwangerschaft anpassen. Dafür werden spezielle Antikörper gebildet. Spürbar wird das zum Beispiel, wenn Immunerkrankungen vorliegen. Die Symptome können sich verändern.
FAQ - Körperliche Veränderung Schwangerschaft
Frage 1: Ab wann verändert sich die Brust in der Schwangerschaft?
Antwort 1: Die Brust verändert sich schon ab dem ersten Schwangerschaftsdrittel. Manchmal kann man das durch ein Ziehen oder einen Druck in der Brust spüren.
Frage 2: Wann sind die ersten körperlichen Veränderungen in der Frühschwangerschaft spürbar und sichtbar?
Antwort 2: Die ersten Veränderungen treten direkt nach der Befruchtung auf. Einige besonders sensible Frauen bemerken sie schon in der Woche vor dem Ausbleiben der Periode.