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Medikamente in der Stillzeit – Was bei der Einnahme beachten

Nadine Scheiner
18 Jan 2022
5 Min.
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Die Stillzeit ist für viele Mütter eine ganz besondere Zeit. Es gibt viele gute Gründe, die für das Stillen sprechen und einige, die dagegen sprechen. Jede Mutter bewertet diese Argumente je nach individueller Situation anders. Und das ist auch gut so. Bevor ihr auch für oder gegen das Stillen entscheidet, solltet ihr aber alle Unsicherheiten ausräumen, damit ihr auch wirklich die richtige Entscheidung für euch und euer Kind treffen könnt. Eine der bisher oft schwierigen Themen mit vielen Unsicherheit sind Medikamente in der Stillzeit. Müsst ihr auf viele Arzneimittel verzichten? Wo findet ihr verlässliche Informationen? Was solltet ihr beachten, wenn ihr Medikamente einnehmen müsst? Die wichtigsten Antworten auf diese Fragen findet ihr hier.

 

Das Wichtigste in Kürze

  • Vor der Einnahme von Medikamenten in der Stillzeit solltet ihr euch von eurem Arzt oder eurer Ärztin beraten lassen. Diese können auch weitere Informationen bei spezialisierten Instituten zum Thema Stillverträglichkeit einholen.
  • Generell sind Medikamente ratsam, die nicht in die Muttermilch übergehen oder die auch bei einem Säugling eingesetzt werden könnten.
  • Nicht bei allen Substanzen ist das Weiterstillen möglich. Manchmal müsst ihr eine Stillpause einlegen oder ganz abstillen.
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Victroria Stakh via Shutterstock

Wo kann man gute Informationen zu Medikamenten in der Stillzeit finden?

Es ist gar nicht so einfach gute und aktuelle Informationen zu Medikamenten in der Stillzeit zu finden. Auch viele Ärzte wissen nicht immer Bescheid. Vor allem, wenn ihr zu einem Allgemeinmediziner, Facharzt oder Zahnarzt müsst, kann die Frage nach den richtigen Medikamenten nicht immer gut beantwortet werden.

Das liegt vor allem daran, dass in der Stillzeit, und auch in der Schwangerschaft, keine geregelten Tests mit neuen Medikamenten gemacht werden können. Um sich abzusichern, stellen viele Hersteller von Arzneimitteln in den Beipackzetteln auch nur die vorsichtigsten Empfehlungen zusammen. Richtet ihr euch nur nach diesen Informationen, kann es sein, dass keine Medikamente über bleiben, die ihr in der Stillzeit nutzen könnt.

Daher macht es Sinn, wenn Sie sich bei einer guten Informationsquelle möglichst selbst informieren. Eine gute Möglichkeit ist das Pharmakovigilanz – und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin. Ihr könnt es unter dem Begriff „Embryotox“ finden.

Das Institut der Charité sammelt wissenschaftliche Daten, die unter anderem auf den Berichten von schwangeren und stillenden Frauen beruhen. Aufgrund der wissenschaftlichen Auswertungen dieser Daten, gibt das Institut Empfehlungen heraus.

Wichtig zu wissen ist aber, dass ihr euch nicht ohne eine Absprache mit eurem Arzt oder eurer Ärztin nach den Empfehlungen richtet. Das Institut berät euch und eure Ärzte auch individuell.

Wichtig ist aber in jedem Fall: Ändert eure Medikation nicht ohne euch mit euren Ärzten abzusprechen!

Welche Medikamente darf man in der Stillzeit nehmen?

Generell solltet ihr möglichst nur die Medikamente nehmen, die nicht in die Muttermilch übergehen. Dann seid ihr auf der sicheren Seite und euer Kind bekommt nichts von dem Wirkstoff ab. Zusätzlich sind die Arzneimittel unbedenklich, die auch für einen Säugling eingesetzt werden können.

Bis ein Wirkstoff sich auf euer Kind auswirken kann, muss er zunächst aus eurem Blut in die Milch übergehen. Zusätzlich muss er dann noch über den Magen-Darm-Trakt des Babys aufgenommen werden können und ins kindliche Blut gelangen.

Diese Vorgänge sind komplex und werden durch viele Einzelheiten beeinflusst. Daher ist die Einschätzung auch nicht immer ganz einfach.

Wie lange dauert es, bis Medikamente in der Muttermilch angekommen sind?

Die Frage wann und in welcher Menge Arzneistoffe in der Muttermilch ankommen, ist gar nicht so leicht zu beantworten. Dabei hängt die Konzentration vor allem von diesen Punkten ab:

  • Konzentration im mütterlichen Blut
  • Molekülgröße der Wirkstoffe
  • gibt es fettlösliche Bestandteile
  • Bindung an Bestandteile des mütterlichen Blutes

Hohe Arzneimittelkonzentrationen in der Muttermilch werden vor allem erreicht, wenn die Konzentration im mütterlichen Blutplasma hoch ist, die Moleküle klein sind, es fettlösliche Bestandteile gibt und diese frei im Blut der Mutter vorkommen.

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Dmitry Naumov via Shutterstock

Hängt es auch vom Kind ab, welche Medikamente in der Stillzeit möglich sind?

Schon direkt nach der Geburt sind Neugeborene nicht mehr so empfindlich wie ein Fötus. Der Stoffwechsel ist aktiv und kann mit vielen Stoffen umgehen.

Trotzdem ist der Einsatz von Medikamenten in der Stillzeit nicht einfach. Die Organe arbeiten bei einem Säugling noch nicht so gut wie bei Erwachsenen und auch die Proteinbindung im Plasma ist geringer. Dadurch wirken Medikamente oft stärker.

Weil sich Kinder unterschiedlich entwickeln, lässt sich auch nicht immer voraussagen, wie ein Säugling reagiert. Vor allem Frühgeborene und Neugeborene sind oft empfindlicher. Auch die Trinkmenge hat einen großen Einfluss. Vor allem bei vollgestillten Kindern solltet ihr mit eurem Arzt die Einnahme von Medikamenten gut abwägen.

Welche Schmerzmedikamente darf man in der Stillzeit nehmen?

Besonders wichtig sind für viele Menschen Medikamente gegen Schmerzen. Migräne, Kopfschmerzen oder Zahnschmerzen können auch in der Stillzeit auftreten. Diese müsst ihr aber nicht tapfer aushalten. Die Einnahme von Paracetamol und Ibuprofen ist auch in dieser Zeit möglich. Auch eine lokale Betäubung beim Zahnarzt ist kein Problem.

Welche Medikamente gegen Verdauungsbeschwerden darf man in der Stillzeit nehmen?

Wenn ihr leichte Probleme mit der Verdauung habt, könnt ihr zunächst versuchen, ob eine Ernährungsumstellung hilfreich ist. Hilft auch gesunde Ernährung nichts, solltet ihr mit eurem Arzt passende Medikamente aussuchen. Und auch akute Beschwerden wie Erbrechen oder Durchfall können durchaus mit Arzneimitteln gelindert werden.

Welche Medikamente helfen in der Stillzeit gegen Erkältungen?

Bei einer Erkältungskrankheit könnt ihr euch oft gut mit der Nutzung von isotoner Kochsalzlösung helfen. Diese kann zum Beispiel als Inhalationsmittel oder als Nasenspülung verwendet werden. Einige Medikamentenhersteller bieten auch steril abgepackte Lösungen an.

Zusätzlich kann ein Schmerzmittel die schlimmsten Symptome lindern. Hier solltet ihr aber darauf achten, ein Monopräparat einzunehmen. Kombinationsprodukte sind eher nicht ratsam.

Wenn ein Antibiotikum nötig ist, wird euer Arzt euch oft Penicillin verschreiben. Zusätzlich gibt es andere Antibiotika, die eingesetzt werden können.

Was müsst ihr bei der Einnahme von Medikamenten in der Stillzeit beachten?

Bei leichten Erkrankungen in der Stillzeit könnt ihr vor der Einnahme von Arzneimitteln erstmal versuchen, die Symptome mit Hausmitteln zu lindern. Allerdings haben Hausmittel auch immer Grenzen und auch die Homöopathie ist nicht immer eine gute Alternative. Wissenschaftlich bewiesen ist die Wirkung homöopathischer Mittel nicht.

Im Zweifel hilft euch euer Arzt oder eure Ärztin auch den Einsatz von Hausmitteln zu planen. Auf jeden Fall solltet ihr vermeiden, auf eigene Faust Medikamente einzusetzen. Der Arzt oder Apotheker wird euch zu Produkten raten, die gut kontrolliert sind und bei denen das Kosten-Nutzen-Verhältnis passend ausfällt.

In jedem Fall solltet ihr Veränderungen bei eurem Kind ernstnehmen, wenn ihr Medikamente einnehmt. Dazu gehört zum Beispiel ungewohntes Trinkverhalten, stärkere Unruhe oder auffallende Schlappheit. Dann solltet ihr mit eurem Arzt besprechen, ob die Veränderung durch eure Medikamente bedingt sein kann, oder ob etwas anderes in Frage kommt.

Bei welchen Medikamenten darf man nicht stillen?

Wenn ihr zusammen mit eurem Arzt keine Hausmittel und keine unbedenklichen Medikamente zur Linderung finden könnt, kann auch das Abstillen nötig werden. Vor allem der dauerhafte Einsatz von stärkeren Arzneimitteln kann das nötig werden lassen. Zu den Mitteln, die sich nicht mit dem Stillen vereinbaren lassen, gehören vor allem diese Stoffe:

  • bestimmte Psychopharmaka und Antiepileptika, vor allem Präparate mit Lithium, Lamotrigin oder Benzodiazepinen
  • Desinfektionsmittel mit Jod, wenn sie großflächig eingesetzt werden müssen
  • jodhaltige Medikamente, wie zum Beispiel bestimmte Kontrastmittel
  • Opioide
  • Radionuklide
  • Zytostatika, die vor allem bei Krebs- oder Autoimmunerkrankungen genutzt werden

Aber auch bei diesen Substanzen ist nicht immer ein vollständiges Abstillen nötig. Vor allem, wenn ein Medikament nur einmalig oder über wenige Tage eingesetzt wird, kann eine Stillpause reichen. Wichtig ist dann ein regelmäßiges Abpumpen, damit die Milchbildung nicht abnimmt. Die belastete Milch muss allerdings weggeschüttet werden und das Kind sollte künstliche Säuglingsnahrung bekommen.

In jedem Fall sollte eure Gesundheit nicht hinter dem Stillen zurückstehen. Es gibt viele Möglichkeiten, wie sich das Stillen mit Medikamenten vereinbaren lässt. Aber eine gesunde Mutter ist für das Kind immer wichtiger.

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