Eine Schwangerschaftskomplikation, die ausschließlich bei einer Schwangerschaft mit eineiigen Zwillingen auftreten kann, ist das Fetofetale Transfusionssyndrom. Hier ist der Blutaustausch zwischen den Zwillingen nicht mehr im Gleichgewicht. Unbehandelt kann sich die Komplikation lebensbedrohlich auf die Babys auswirken.
FFTS – das Zwillingstransfusionssyndrom
Was ist das Fetofetale Transfusionssyndrom?
Beim FFTS, das auch als Fetofetales Transfusionssyndrom oder als Zwillingstransfusionssyndrom bezeichnet wird, handelt es sich um einen Zustand, der bei einer vorliegenden Mehrlingsschwangerschaft mit eineiigen Zwillingen auftreten kann. Dabei wird von einem Donor und einem Akzeptor gesprochen. Der Donor ist der Spender, der Akzeptor der Empfänger. Grund dafür ist, dass bei diesem Krankenbild die Bluttransfusion über die Plazenta nicht korrekt erfolgt.
Betroffen sind rund 8 % bis 15 % der Zwillingsschwangerschaften. Erkannt wird dieser Zustand allerdings meist erst ab der 16. Schwangerschaftswoche. Die Problematik ist, dass die Entwicklung beider Föten beeinträchtigt wird.
Was genau bewirkt das FFTS?
Der Spender ist dabei der Zwilling, der zu wenig Blut hat. Dadurch wird die Harnproduktion durch den Körper verringert und die Fruchtwassermenge nimmt ab. Der Empfänger, der zu viel Blut erhält, hat dafür eine zu starke Produktion von Harn und eine zu hohe Menge an Fruchtwasser. Bleibt das Syndrom ohne Behandlung, wird sich eine Herzschwäche ausbilden. Betroffen davon können einer oder auch beide Kinder sein.
Die Zwillinge sind über die Blutgefäße verbunden, die sich auf der Plazenta befinden. Hier entsteht ein Zustand, der das Zwillingstransfusionssyndrom auslöst. Bleibt die Erkrankung unerkannt, ist es sehr wahrscheinlich, dass beide Kinder im Mutterleib sterben. Diese Wahrscheinlichkeit liegt zwischen 80 % bis hin zu 100 %.
Wie erkenne ich das Fetofetale Transfusionssyndrom?
Wenn ihr mit Zwillingen schwanger seid, dann finden bei euch normalerweise ab der 16. Schwangerschaftswoche Vorsorgeuntersuchungen alle zwei Wochen statt. Damit wird dafür gesorgt, dass eine erhöhte Menge an Fruchtwasser schnell erkannt wird. Zu erkennen ist eine mögliche Komplikation dieser Art an folgenden Punkten:
- Ihr bemerkt ab der 16. Schwangerschaftswoche, dass der Umfang eures Bauches besonders schnell zunimmt. Hierbei kann es auch sein, dass ihr dabei unangenehme Schmerzen habt. Grund dafür ist das zunehmende Fruchtwasser in der Fruchtblase bei einem Fötus.
- Eure Hebamme stellt bei den Tast-Untersuchungen fest, dass sich die Gebärmutter mit ihrem oberen Rand schon deutlich näher am Brustbein befindet, als es für die Schwangerschaftswoche üblich ist. Auch das ist ein Hinweis auf eine zu hohe Menge an Fruchtwasser.
- Ihr habt verstärkt Rückenschmerzen.
- Eure Kurzatmigkeit nimmt innerhalb einer kurzen Zeit ganz besonders zu.
- Die Bewegungen eurer Babys lassen nach. Dies hat gleich zwei Gründe. Durch die erhöhte Menge an Fruchtwasser spürt ihr die Bewegungen des überversorgten Zwillings nicht mehr. Der unterversorgte Zwilling hat dagegen deutlich weniger Kraft als vorher und wird sich deshalb auch weniger bewegen.
- Es kommt durch das Ungleichgewicht zu einem frühzeitigen Blasensprung. Je früher dieser stattfindet, umso geringer sind die Überlebenschancen der Kinder.
Bereits eines der Symptome reicht aus, um aufmerksam zu werden. Wendet euch daher immer direkt an den Gynäkologen oder die Hebamme, wenn ihr feststellen solltet, dass eure Schwangerschaft auffällig verläuft.
Die Diagnose des Zwillingstransfusionssyndroms
Bei einer Zwillingsschwangerschaft wird euch vermutlich empfohlen, eine Ultraschalluntersuchung zwischen der 9. und der 12. Schwangerschaftswoche bei einem Pränatal-Diagnostiker vornehmen zu lassen. Dieser wird unter anderem prüfen, ob die Zwillinge jeder einen eigenen Mutterkuchen haben oder ob beide über eine Plazenta versorgt werden. Wenn jeder Fötus eine eigene Plazenta hat, besteht keine Gefahr für die Entstehung des FFTS. Anders sieht es aus, wenn sich beide eine Plazenta teilen. In dem Fall erfolgt alle zwei Wochen eine Untersuchung mit dem Ultraschallgerät.
Zudem wird der Frauenarzt prüfen, ob möglicherweise eine Plazentainsuffizienz bei euch vorliegt. Dies ist ebenfalls eine Komplikation, die dafür sorgen kann, dass ein Fötus nicht ausreichend versorgt wird.
Kann das FFTS behandelt werden?
Eine gute Nachricht für Euch ist, dass es Behandlungsmöglichkeiten für das Fetogetale Transfusionssyndrom gibt. Hier wird auf eine bestimmte Lasertherapie zurückgegriffen. Wichtig zu wissen ist, dass ihr euch für die Behandlung an spezielle Zentren wenden müsst. Der Eingriff wird nicht durch euren Frauenarzt durchgeführt. Durch den Eingriff ist es möglich, einen oder auch beide Kinder zu retten. In 70 % der Fälle werden beide Kinder gerettet, in 92 % der Fälle wird ein Kind gerettet.
Über die Fetoskopie werden die Blutgefäße auf der Plazenta bei dem Eingriff dargestellt. Über die Bauchdecke wird euch ein sogenanntes Fetoskop eingeführt. Die behandelnden Ärzte können die Gefäßanastomosen auf der Plazenta erkennen. Die Anastomosen sind der Auslöser für die Erkrankung. Mit dem Laser werden die Blutgefäße dann verödet. Zusätzlich dazu wird mit der Hohlnadel Fruchtwasser aus der Fruchthöhle des Babys entnommen, das der Empfänger ist.
Früher wurde in einem Perinatalzentraum auch erst versucht, den Kreislauf mit zu viel Fruchtwasser durch eine wiederkehrende Punktion der Fruchtblase zu erreichen. Schädigungen an der Fruchtblase sowie zu hohe Gefahren und zu geringe Erfolg haben jedoch dafür gesorgt, dass nun vor allem mit dem Laser behandelt wird.
Wichtig: Eine Operation während der Schwangerschaft erhöht immer das Risiko für eine Frühgeburt und auch für eine Fehlgeburt. Daher werdet ihr nach der Operation vermutlich noch engmaschiger untersucht.
Tragen meine Kinder Schaden davon?
Das Fetofetale Transfusionssyndrom stellt für beide Feten eine große Gefahr dar, wenn es unbehandelt bleibt. Bei einer Behandlung durch die benannte Lasertechnik steigen die Chancen, dass beide Kinder gerettet werden können. Wird das Syndrom erst nach der 28. Schwangerschaftswoche erkannt, kann es auch passieren, dass direkt ein Kaiserschnitt durchgeführt wird.
Grundsätzlich hat sich gezeigt, dass Kinder, die während der Schwangerschaft betroffen waren aber gerettet werden konnten, häufiger mit Entwicklungsproblemen zu kämpfen haben. Die Gründe dafür sind vielseitig. Möglicherweise haben die Ungeborenen durch die Blutarmut Gehirnschädigungen davongetragen. Hirnschäden oder ein häufigeres Herzversagen auch nach der Geburt treten bei einem FFTS häufiger auf. Die Kinder versterben auch nach der Geburt tendenziell häufiger als Zwillinge, bei denen kein FFTS vorgelegen hat.
Es ist gut möglich, dass eure Babys nach der Entbindung durch den Kinderarzt noch engmaschiger kontrolliert werden. Auffälligkeiten zeigen sich aber möglicherweise auch erst nach einigen Jahren.
Hinweis: Seid ihr betroffen, solltet ihr euch umfangreich über die Erkrankung und auch die möglichen Folgen informieren. Sprecht dazu ruhig mit eurer Hebamme. Möglicherweise kann sie euch an Eltern vermitteln, die ebenfalls eine Schwangerschaft mit FFTS hinter sich haben und euch Hinweise geben können.