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Stoffwindeln – Richtige Anwendung

Nadine Scheiner
31 Aug 2021
8 min.
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Irgendwann stellt sich für Euch die Frage ob ihr lieber Stoffwindeln nutzen wollt oder aber die Einmal-Windel in Einsatz kommen soll, wenn das Baby auf der Welt ist. Jede einzelne Windelsorte bringt ihre Vor- und Nachteile mit sich, was die Funktionalität, den Preis und die Nachhaltigkeit angeht. Die meisten Eltern sind von den praktischen Eigenschaften der Einmal- oder Wegwerf-Windel überzeugt, während andere eher den günstigen Preis der Stoffwindel sehen.

Bevor ihr weiterlest, solltet ihr euch zuerst die folgenden Fragen beantworten, warum ihr denn mit Stoffwindeln wickeln wollt?

  • Der Umwelt zuliebe?
  • Wegen der Kosten?
  • Naturfasern sind wichtig?
  • Abwechslung soll durch hippe Muster in den Wickelalltag gebracht werden?
  • Euer Kind hat gesundheitliche Probleme, denen mit der Nutzung von Stoffwindeln entgegengewirkt werden soll?
  • Wie wichtig ist der Faktor Zeit?

Sind alle Fragen beantwortet, dann seit ihr schon einen guten Schritt weiter.

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei der Stoffwindel handelt es sich um die „Urform der Windel“. Bevor die heute verbreitete Wegwerfwindel in Mode kam, war die Stoffwindel, die auch als Mehrwegwindel bezeichnet wird, mit Überhose der Standard. Auch heute kommt die Stoffwindel wieder mehr und mehr in Mode.
  • Die Vorteile der Stoffwindel sind vielfältig: Sie ist vergleichsweise günstig, spart Platz im Kinderzimmer und bei der richtigen Anwendung weist sie einen geringeren ökologischen Footprint auf.
  • Es sollte beim ersten Kauf darauf geachtet werden, dass auch eine Überhose gekauft wird, denn ansonsten ist die Windel nicht „wasserdicht“. Diese kann separat gekauft werden oder sind auch teilweise in den Windelsets enthalten.
Stoffwindel
Von Kachailo - Shutterstock

Wie funktioniert eine Stoffwindel?

Stoffwindeln, die auch als Mullwindeln, Faltwindeln oder Naturwindeln bezeichnet werden und bekannt sind, stellen eine Alternative zu den bekannten Wegwerfwindeln dar. Die Stoffwindel wird bereits seit Jahrtausenden zur Pflege der Babys genutzt und dank der immer umfangreicher werdenden Dokumentation über die wachsende Umweltbelastung sind immer mehr Eltern auf der Suche nach einer ökologischen Alternative zur Wegwerfwindel – letztendlich auch aus dem Grund, da Pampers & Co. auf die Dauer doch stark die Haushaltskasse belasten. Die sogenannte Bio-Windel ist hier eine umweltfreundliche, aber auch teurere Alternative, denn sie ist biologisch abbaubar.

Eine Stoffwindel ist aus einem saugfähigen Material gefertigt und kann immer wieder aufs Neue verwendet werden, nachdem sie entweder in der Waschmaschine oder per Handwäsche gereinigt wurde. Verwendet ihr Stoffwindeln, dann könnt ihr bei einem durchschnittlichen Verbrauch von sechs Windeln pro Tag den Müll nachhaltig reduzieren und habt damit theoretisch Einfluss genommen auf die Umwelt. Was das Wickeln mit Stoffwindeln angeht, so ist das mit etwas Übung genauso schnell vorgenommen, wie das mit einer Wegwerfwindel.

Das Wechseln der Stoffwindeln

Wie oft eine Stoffwindel gewechselt werden muss, das ist abhängig von dem Alter des Babys. So kann das bei einem Neugeborenen fast stündlich der Fall sein und bei einem älteren Baby muss die Windel im Schnitt alle vier Stunden gewechselt werden – außer in der Nacht.

Der beste Tipp hier ist, dass ihr eurem Instinkt vertraut. Denn eine Windel muss nicht immer sofort gewechselt werden, nur weil das Baby uriniert hat. Doch nach einem Stuhlgang sollte die Windel sofort gewechselt werden, denn so könnt ihr Hautreizungen vermeiden. Zumeist macht sich das Kind bemerkbar wenn es, soweit ist. Ein weiteres gutes Timing, um dem Kind eine frische Windel zu verpassen ist:

  • Bevor es schlafen geht
  • Direkt nach dem Aufwachen
  • Bevor es auf einen Spaziergang oder eine Autofahrt geht
  • Vor einem Arzt Termin

Wer stellt Stoffwindeln her?

Auf den Baby Blogs und auch den Elternwebseiten fallen die folgenden Hersteller immer wieder ins Auge: die Blueberry Stoffwindeln. Dies sind besonders als „Einstiegswindel“ besonders beliebt und als die „All in One“-Windel sind auch die Popolino Stoffwindeln eine gern gewählte Marke. Diese sind auch in umfangreichen Windelsets erhältlich und als besonders umweltfreundlich gelten die PotBots Bio-Stoffwindeln aus Schottland. Um die Close Pop-In Windeln aus England besteht ein gewisser Hype, denn diese werden in vielen Pop-Art-Styles angeboten. Hier eine genaue Übersicht der beliebtesten Marken:

  • Motherhood
  • Bornino
  • TotsBots
  • Bambino
  • LittleBloom
  • Popolino
  • Close Pop-In
  • Mio

Die verschiedenen Stoffwindel-Typen

Wenn ihr euch nach den Stoffwindeln umseht, dann werdet ihr auf Produkte der verschiedensten Kategorien stoßen. Der größte Unterschied liegt dabei in den Einlagen. So können die klassischen Mullwindeln, auch als Spuktuch verwendet werden. Sie sind einlagig und sollten daher doppelt verwendet werden. Durch einen zusätzlichen, wasserdichten Wickelbezug, wird alles dort abgehalten wo es soll. Solltet ihr noch keine Erfahrung mit Stoffwindeln haben, dann ist eine Komplettwindel empfehlenswert. Diese ist im Aufbau der klassischen Wegwerfwindel ähnlich.

Die Mullwindel oder Faltwindel

Sie ist einlagig und wird auch immer gern als Spuktuch verwendet. Einzeln ist eine solche Stoffwechsel weniger saugfähig, dafür aber günstig und langlebig. Sie werden wie folgt gewickelt:

  1. Zwei Windeln übereinanderlegen
  2. Im Dreiecksformat unter das Baby legen. Dann umschlagen und dann am Bauch zusammenstecken.
  3. Eine Überhose / Überzug verwenden

Die Höschenwindel (Mehrweg-Windel-System)

Diese Art der Stoffwindeln ist wasserfest und verfügt über ein saugfähiges Futter, das angenehm weich und herausnehmbar ist. Wenn ihr eine zusätzliche Einlage wünscht, dann könnt ihr eine Mullwindel falten oder diese nachkaufen. Zum Waschen müssen diese entfernt werden und gewickelt wird wie folgt:

  1. Die Einlage ins Innere der Windel stecken oder legen
  2. Die Windel anlegen und dann per Klettverschluss oder Knopfdruck befestigen
  3. Die Einlage zum Waschen von der Windel trennen.

Die All-in One Windel

Besonders für Anfänger ist diese Windel am besten geeignet, denn sie besteht aus einem einzigen Teil und ist schnell angezogen. Sie verfügt ebenso wie die Wegwerfwindel über einen saugfesten Kern und ein elastisches Bündchen. So wird gewickelt:

  1. Die Windel anziehen und dann mit dem Klett oder den Druckknöpfen befestigen.
  2. Die Windel evtl. entleeren wenn sie zum Waschen in die Waschmaschine gegeben wird.

Hinweis: Bei den Einlagen handelt es sich um (wiederverwendbare) Einlagen aus Papier-Vlies, die eine zusätzliche Saugkraft aufweisen und in der Toilette entsorgt werden können. Alternativ kann dafür aber auch eine Mullwindel genutzt werden.

Stoffwindeln – worauf muss geachtet werden

Eine Stoffwindel bzw. eine Mull- oder Faltwindel wird entweder allein oder mit einem wasserfesten Wickelbezug verwendet. Gefertigt werden sollte die Stoffwindel aus einem saugfähigen, atmungsaktiven Material bestehen, wie beispielsweise Baumwolle oder Bambus. Wenn ihr jetzt staunt, von wegen Bambus, doch dieses Material hat den Vorteil, dass es besonders weich ist und selbst die empfindlichste Babyhaut nicht irritiert. Dafür können die Baumwollwindeln jedoch in die Kochwäsche gegeben werden und sind zudem sehr strapazierfähig.

Die Komplettwindeln sind mit einem Innenfutter versehen und einem Bezug. Was das Futter angeht, so kann dieses aus Baumwolle, Bambus oder Mikrofaser bestehen. Letztere ist auch einem strapazierfähigen Polyester zu einem weichen, saugfähigen Stoff verarbeitet.

Der Faktor Umwelt

Die große Frage: Wie können die Stoffwindeln sauber werden? Vielleich mögt ihr der Ansicht sein, da die Eltern und Großeltern immer davon gesprochen haben, dass die Stoffwindeln gebleicht oder gekocht werden müssen – doch das ist keinesfalls so. Sondern es ist völlig ausreichend, selbst bei stark verschmutzten Windeln, diese mit umweltfreundlicher Gallseife oder einem natürlichen Fleckensalz auf schonende Weise zu säubern. Ein Tipp: Hängt die Windeln in die Sonne, denn die Strahlung weist eine bleichende Wirkung auf!

Wie umweltfreundlich die Stoffwindel ist, das ist abhängig von der Herstellung sowie der Verarbeitung und der Pflegeroutine. So wird bei der Verarbeitung von Naturfasern weniger Wasser benötigt und es werden auch weniger Schadstoff-Emissionen freigesetzt, als bei der Verarbeitung von synthetischen Fasern. Dazu kommt, dass die Naturfasern selbst auch biologisch abbaubar sind, wenn sie dann doch irgendwann einmal in der Mülltonne landen. Aber der größte Teil der positiven Einflüsse ist davon abhängig, wie ihr mit der Windel umgeht.

Schont die Umwelt und die eigene Geldbörse mit den folgenden Tipps

  • Für Stoffwindeln stets ein biologisch abbaubares Waschmittel nutzen
  • Möglichst bei niedrigen Temperaturen waschen
  • Die Windel bei starken Verschmutzungen vorher einweichen
  • Die Stoffwindel auf der Leine trocknen und nicht im Trockner

Wie wird eine Stoffwindel gereinigt?

Eine Stoffwindel kann generell zwischen 30 und 60 Grad in der Waschmaschine gewaschen werden – wobei stets die Waschanleitung des Herstellers beachtet werden sollte. Einige dieser Windeln können sogar im Trockner getrocknet werden, das wenn möglich, ist es lohnenswerter, diese auf der Leine zu trocknen: Das spart Strom und verhindert, dass die Windel eventuell einläuft. Empfehlenswert ist es, die Windeln bei 60 Grad zu waschen, sollte das Baby krank oder wund bzw. unter drei Monate alt sein. Ansonsten ist es völlig ausreichend, wenn die Windel entweder von Hand oder mit 40 Grad in der Maschine gewaschen wird.

Eine Schritt-für-Schritt Waschanleitung

  • Sollte die Windel stark verschmutzt sein, dann unter klarem Wasser ausspülen
  • Die feuchten Windeln in einem Eimer mit einem festverschließbaren Deckel legen. Dafür sind die speziellen Windeleimer am besten geeignet in Kombination mit einem Wäschenetz. Aber kein zusätzliches Wasser hinzufügen um die Windeln einzuweichen – so können die Windeln zwei Tage gesammelt werden.
  • Die Stoffwindeln können problemlos mit anderen Wäschestücken zusammen gewaschen werden. Dafür wird ein Wäschenetz empfohlen, worin sich die schmutzigen Windeln gut transportieren lassen und in die Waschmaschine gegeben werden können – in der Waschmaschine fallen sie dann von allein aus dem Netz. Bevor die Haushaltswäsche hinzugeben wird sollten die Windeln einmal ausgespült und geschleudert werden.
  • Beim Waschen der Stoffwindeln stets nach den Herstellerangaben richten.
  • Vor dem Waschen sollten unbedingt die Klettverschlüsse der Stoffwindeln und Überhosen geschlossen werden – das gilt auch für Druckknöpfe.
  • In der Regel können die Windeln und die Windelüberhosen bei max. 60 Grad gewaschen werden
  • Besteht die Überhose aus Mikrofaser muss sie nicht nach jedem Windelwechsel gewaschen werden. Doch sobald sie schlecht riecht oder verschmutzt ist, ist es ratsam, sie zu waschen. Hier reichen 40 Grad in der Regel aus. Es ist auch möglich, die Überhosen zwischendurch per Hand auszuwaschen, denn sie trocknet schnell auf der Leine. Doch auch hier müssen die Pflegehinweise im Etikett beachtet werden.

Tipp: Vor dem ersten Gebrauch sollten auch neue Windeln, wie alle anderen Textilien gewaschen werden. Zudem müsst ihr beachten, dass die Windeln, die aus Bambus-Viskose gefertigt sind, erst ihre maximale Saugfähigkeit erreichen, wenn sie 10x gewaschen wurden.

FAQ - Stoffwindeln

Ganz egal für welche Stoffwindel ihr euch entscheidet, achtet stets darauf, dass die Windel fest sitzt und an den Beinchen nicht einschneidet – dann passt sie perfekt.

Was sagt Stiftung Warentest über Stoffwindeln?

Es wurde bisher von der Stiftung Warentest noch kein Stoffwindel Test durchgeführt bzw. es wurden noch keine wiederverwendbaren Windeln berücksichtigt. Doch es wird angemerkt in einigen Tests, dass Baumwollwindeln vergleichsweise günstig sind und ganz besonders gut verträglich sind bei empfindlicher Haut.

Was passiert mit der Stoffwindel, wenn sie gebraucht ist?

Nach dem Wickeln kann die benutzte Stoffwindel einfach in dem Windeleimer verstaut werden. Durch einen wasserdichten Wäschesack im inneren könnt ihr verhindert, dass ihr die nassen Windeln anfassen müsst und dieser wird dann einfach in der Waschmaschine entleert. Um Gerüche zu neutralisieren ist etwas ätherisches Öl am Boden des Eimers hilfreich. Ihr könnt aber auch vorab die Windeln mit klarem Wasser säubern. So könnt ihr die Windeln im Schnitt zwei bis drei Tage lagern – doch dann sollte die Waschmaschine in Gang gesetzt werden.

Welche Stoffwindel eignet sich am besten für die Wickeltasche?

Wenn ihr mit Stoffwindeln wickelt, dann sollten folgende Produkte in der Wickeltasche vorhanden sein: Babylotion, Babypuder und mind. eine Ersatzwindel, wobei erwähnt werden muss, dass die Stoffwindeln etwas schwerer sind, als andere Windeln. Daher könnt ihr für unterwegs auch eine dünne Stoffwindel nutzen – hier eignen sich besonders die Mullwindeln, die günstig sind und auch weniger Stauraum benötigen.

Welche Stoffwindel für das Neugeborene?

Wenn ihr von Anfang an Stoffwindeln nutzen möchtet, dann ist das kein Problem. Denn in diesem Alter bewegt sich das Baby weniger und somit ist die Stoffwindel schnell angelegt. Doch hier sind die weichen Mullwindeln oder Baumwollwindeln empfehlenswert. Diese werden dreieckig gefaltet und dann über dem Bauchnabel zusammengesteckt. Über diese könnt ihr dann einen Überzug ziehen, sodass die Stoffwindel wasserdicht ist.

Wie hoch ist der Tragekomfort?

Der Tragekomfort ist eines der wichtigsten Kaufkriterien. Denn sie bestehen anders als die Einmal- oder Wegwerf-Windeln nicht aus Plastik, sondern aus den unterschiedlichsten, weichen Stoffen die sich auf Babys Haut angenehm anfühlen. Dazu kommt, dass die Stoffwindeln wesentlich atmungsaktiver sind als die Plastik-Varianten, die vollkommen geschlossen sind. Das ist nicht nur angenehmer für das Kind, sondern es wird den Krankheitserregern und Pilzen keine so feucht-warme Umgebung geboten, wie in den Einmal-Windeln, in denen die Erreger gut gedeihen.

Wie ist es um den Verschluss bestellt?

Es hält sich nach wie vor das Gerücht, dass eine Stoffwindel unzuverlässiger und weniger dicht ist, als die Einmal-Windel. Doch diese Ansicht stammt noch aus der Zeit, als die Windeln noch am Körper festgebunden wurden und je nach Stabilität und Professionalität des Knotens, saß die Windel dann eben besser oder schlechter am Körper des Kindes. War die Windel zu locker gebunden, dann passierte es durchaus, dass der Urinstrahl nebenher ging oder der Stuhlgang auslief. Doch heute kommen bei den Stoffwindeln Klettverschlüsse und Druckknöpfe zum Einsatz und dadurch können sie viel fester verschlossen werden und bieten somit einen zuverlässigen Schutz.

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