Pilates und seine Geschichte in Kurzfassung
Der am 9. Dezember 1883 in Mönchengladbach geborene Joseph Hubertus „Joe“ Pilates konzipierte seine Übungen, die den Namen Pilates-Methode erhielten, gegen seine eigenen körperlichen Schwächen. Sie dienten damals wie heute als systematisches Körpertraining zur Kräftigung der Muskulatur. Er war ein schwaches Kind und litt unter Asthma, Rachitis und rheumatischem Fieber. Doch diese körperlichen Unzulänglichkeiten konnten seine Bewegungsfreude nicht trüben. Schon in jungen Jahren begann er seinen Körper zu kräftigen. Doch nicht nur das – er beschäftigte sich auch intensiv mit der Lehre der menschlichen Bewegung. Er verschlang sämtliche Literatur, derer er habhaft werden konnte: Turnen, Gymnastik, Bodybuilding, Skifahren, Yoga und Zen-Meditation. Als er 1912 nach England ging, verdiente er seine Brötchen als professioneller Boxer, als Zirkusartist sowie als Lehrer für Selbstverteidigung an diversen Polizeischulen. Doch erst seine Internierung zu Beginn des ersten Weltkrieges brachte ihn dazu, sein bekanntes Konzept des ganzheitlichen Körpertrainings zu entwickeln. Er selbst nannte es Contrology.
Pilates beschäftigte sich sowohl mit Yoga als auch mit der Bewegungsart von Tieren. Seine von ihm gezogenen Schlüsse aus diesen Studien brachte er Mitgefangenen bei. Nach dem ersten Weltkrieg kehrte er nach Deutschland zurück und trainierte u. a. die Hamburger Polizei. Seine Weigerung, Angehörige der deutschen Armee zu trainieren, veranlasste ihn, seiner politischen und gesellschaftlichen Unzufriedenheit nachzugeben und Deutschland zu verlassen. Es verschlug ihn nach New York. Ermuntert durch seine Erfolge in der deutschen Ballettszene, wollte er seine Methode auch in amerikanischen Tanzschulen etablieren. Auf der Überfahrt in die neue Welt lernte er seine spätere Ehefrau Clara Zeuner kennen. Ihre Erfahrung als Krankenschwester führte zu einer wesentlich sanfteren und rehabilitativ ausgerichteten Entfaltung seiner Trainingsmethodik.
Pilates‘ Arbeitsweise stellte sich als überaus individuell und kreativ heraus, denn er konzipierte für jeden Klienten ein eigenes Programm und entwickelte sogar ganz neue Übungen, die nur auf die entsprechende Person und ihre Problematik ausgerichtet war.
Pilates starb im Alter von 83 Jahren. Seine Frau führte seine Arbeit zunächst weiter, doch als auch sie zehn Jahre später verstarb, sorgten seine zahlreichen Schüler für den Weiterbestand der Pilates-Methode, die ständig weiterentwickelt wird. Längst bestehen die Trainingsabläufe nicht mehr ausschließlich aus Übungen, die dem Gedankengut des Joseph Pilates selbst entsprungen sind. Aber gerade das ist das Geniale an seinen Übungen, dass sie abgewandelt, individualisiert und ergänzt werden können. Das darf aber nicht missverstanden werden, denn alle Übungen basieren auf dem Prinzip des Joe Pilates.