Die Episiotomie wird in der Regel vom Gynäkologen empfohlen, um das Ende des zweiten Stadiums der Geburt zu erleichtern. Durch die Inzision des Perineums wird die Entbindungszeit verkürzt und die gebärende Frau und das zu gebärende Kind erleiden keine zusätzlichen Komplikationen.
Ab Mitte des 18. Jahrhunderts in der Geburtshilfe aufgenommen, erreichte der Dammschnitt Ende des letzten Jahrtausends seinen Höhepunkt der Verbreitung. Es wird geschätzt, dass in den 1980er-Jahren diese Art von Einschnitt bei fast allen Frauen bei ihrer ersten Geburt vorgenommen wurde. Trotz fehlender wissenschaftlicher Daten zum möglichen Nutzen dieser Operation wurde sie übertrieben häufig durchgeführt, was nicht für jede Frau ohne Komplikationen und Folgen verlief. Oft verheilte die Wunde schlecht und im Gewebe blieben Schäden zurück.
Empfiehlt ein Arzt – meistens der behandelnde Gynäkologe – diese Art der Operation, tut er dies, um den Damm der schwangeren Frau zu entlasten und das Risiko eines Risses zu minimieren. Denn ein Dammriss kann nicht nur leichte Hautverletzungen und Zerrungen bedeuten, sondern bis zur Harn- und Stuhlinkontinenz führen.
Auch bei dem zu gebärenden Kind kann ein zu kleiner Geburtskanal zu Verletzungen führen. Nicht nur Verletzungen des Köpfchens sind möglich. Früher wurde auch davon ausgegangen, dass ein Schnitt das Erstickungsrisiko verhindert. Zudem können auch schwierige Wehen genutzt werden, um die Entbindung voranzutreiben. Neue wissenschaftliche Studien zeigen jedoch, dass der Dammschnitt nur in seltenen Fällen Vorteile für Mutter und Baby hat. Bei einer Frühgeburt wird ein Einschnitt in den Damm grundsätzlich nicht gesetzt.
Dammschnitt – Diese Arten der Episiotomie gibt es?
Um einen Dammschnitt durchzuführen, kann der Gynäkologe drei Methoden anwenden. Für welche Maßnahme euer Arzt sich entscheidet, ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig, so spielt beispielsweise die Größe des Kopfes eures Babys und die Flexibilität eures Gewebes eine wichtige Rolle. Der Arzt trifft seine Entscheidung grob gesagt auf Basis eurer Morphologie und der Lage und Größe eures Babys. Hinzu kommen andere bereits bekannte oder neue Faktoren, die während der Entbindung auftreten.
Mediane Episiotomie: Der Schnitt wird von der Vulva in Richtung After gesetzt und dabei möglichst kurz gehalten. Mit dieser Maßnahme wird dem Köpfchen mehr Freiraum gegeben, jedoch kann er bei Komplikationen nicht verlängert werden. Wird der Schnitt korrekt durchgeführt, ist die Heilung jedoch sehr gut und die Beschwerden im Wochenbett sind minimal.
Mediolaterale Episiotomie: Dieser Schnitt ist etwas länger als die Mediane Variante. Ausgehend von der Mitte mit leicht schräger Führung kann der Beckenboden dadurch weiter geöffnet werden. Da der Schnitt länger ist, kommt es jedoch zu stärkeren Blutungen und Wunde benötigt längere Zeit für die Heilung nach der Entbindung.
Laterale Episiotomie: Diese Maßnahme wird nur noch selten durchgeführt, da die Wunde schlechter heilt als bei einem medianen oder mediolateralen Dammschnitt. Die Inzision verläuft von der Scheide zum rechten Gesäß in einem Winkel zwischen 40° und 60°.
Viele Ärzte und Hebammen versuchen einen Dammschnitt jedoch zu vermeiden, um spätere Komplikationen zu verhindern. In manchen Fällen ist ein Dammschnitt jedoch unumgänglich, um Komplikationen oder einen Dammriss zu verhindern.
Dammriss – Welche Folgen kann ein Dammriss haben?
Wie auch ein Dammschnitt sollte ein Dammriss nicht unterschätzt werden, denn er kann schwere Verletzungen verursachen und zu kontrolliertem Stuhlgang oder Urinfluss führen. Abhängig sind die Folgen vom Grad des Risses. Zudem kann die Wundheilung schlechter sein, die Heilung um Wochen länger dauern als bei einem präzise gesetzten Schnitt und die bleibende Nabe lange Schmerzen und unästhetisch sein, weil die Fäden nicht so präzise gesetzt werden konnten.
Besteht ein hohes Risiko, dass der Damm reißt, tendieren Ärzte und Hebammen dazu, einen kontrollierten Schnitt zu setzen. Denn die Naht bei einem Schnitt kann besser gesetzt werden, die Wundheilung ist häufig besser und die Narbe verheilt sauberer als bei einer Dammriss-Verletzung. Zudem wird der Dammschnitt mit Betäubung gesetzt, weshalb die Schmerzen beim Schneiden mit der Schere geringer sind als beim Reißen und auch wenn genäht wird die frisch gebackene Mutter weniger Schmerzen hat.
Aber auch die Episiotomie kann Folgen haben, die bekannt sein sollten, um im Fall der Fälle eine fundierte Entscheidung treffen zu können. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich gegen die weitverbreitete und häufige Praxis der Episiotomie ausgesprochen. Tatsächlich wurde diese Praxis als “schädlich, außer in seltenen Fällen” definiert.
Daher gibt es laut WHO keinen Grund, es zu empfehlen und häufig zu praktizieren, wie dies in einigen Ländern der Fall ist. Umstrittene Aspekte des Dammschnitts betreffen insbesondere die Genesung der frisch gebackenen Mutter.