Es gibt in der Schwangerschaft nichts Wichtigeres als die optimale Versorgung mit Nährstoffen. Nur dann kann das Kind gesund im Mutterleib heranwachsen. Von besonderer Bedeutung ist die Folsäure. Sie ist entscheidend an dem Prozess der Zellteilung beteiligt. Ein Mangel an Folsäure kann im schlimmsten Fall zu Fehlbildungen am Neuralrohr führen. Die Zufuhr ist nicht ganz so einfach nur über folatreiche Nahrung in der Schwangerschaft möglich. Zum Schutz vor Neuralohrdefekten ist es daher wichtig, dass ihr Folsäure möglichst noch als Nahrungsergänzung einnehmt.
Folsäuremangel vor und in der Schwangerschaft
Was ist Folsäure?
Folsäure ist auch unter anderen Bezeichnungen bekannt, wie Folat, Vitamin B 11, B 9 oder Vitamin M. Gemeint ist aber immer das Gleiche. Folsäure ist ein Stoff, den der menschliche Körper nicht selber herstellen kann. Er ist eine Vorstufe für ein Coenzym, welches der Körper für seinen Stoffwechsel benötigt. Häufig wird auch von einen Nahrungsfolat gesprochen. Die Folatversorgung erfolgt also komplett über die Nahrungsaufnahme.
Außerdem ist Folsäure als Lieferant für wichtige Bausteine an der DNS-Replikation beteiligt also an allen drei Prozessen der Zellbildung. An der Zellreifung, der Zelldifferenzierung und auch der Zellteilung. Mithilfe eines Enzyms in der Leber kann der Körper aus der aufgenommenen Folsäure einen brauchbaren Stoff machen. Damit aber die in der Nahrung enthaltene Folsäure überhaupt im Zellinneren ankommt, bedarf es sogenannter Katalysatoren. Für Euch ist aber nur wichtig zu wissen, dass in den meisten Präparaten zur Nahrungsergänzung solche Derivate bereits enthalten sind.
Info: Der Körper kann Folsäure nur begrenzt speichern. Der Speicher umfasst circa 12 bis 15 mg und reicht zwischen drei und vier Monate lang. Überschüssige Folsäure wird in der Regel wieder ausgeschieden.
Welche Lebensmittel enthalten Folsäure?
Grundsätzlich ist Folsäure in Obst, Gemüse und Vollkornprodukten enthalten. Aber auch in Fleisch und Fisch sowie in Nüssen kommt sie vor. Ein besonders hohes Vorkommen wird Eigelb, Hefe und Hülsenfrüchten bescheinigt. Grünes Gemüse, Vollkorngetreide und Zitrusfrüchte stehen auch weit oben auf der Liste. Wenn ihr gerne Grünkohl oder Feldsalat mögt, Blattspinat oder auch Brokkoli esst, ist das schon sehr gut. Sojabohnen und auch Erbsen oder Milchprodukte sollten auf eurer Liste ebenfalls nicht fehlen.
Dennoch ist bei der Nahrung zu bedenken, dass der Stoff der V-Vitamingruppe sehr anfällig ist. Es ist empfindlich gegenüber Hitze, Licht, Sauerstoff und Wasser. Darum reduziert sich der Folsäuregehalt eines Lebensmittels, wenn es zu lange gelagert wird. Auch, wenn es zu sehr erhitzt wird oder stark gewässert wird. Wird ein Produkt Licht ausgesetzt, gilt das gleiche. Am besten Ihr dünstet Eurer Gemüse sanft, kauft immer frisch ein und achtet auf eine produktgerechte Lagerung.
Ihr wisst sicher bereits, dass Ihr in der Schwangerschaft bei allen Bemühungen um eine gesunde, ausgewogene Ernährung, trotzdem ein Nahrungsergänzungspräparat einnehmen solltet. Warum, erfahrt Ihr im nächsten Absatz. Eine frische Ernährung aus wenigen Fertigprodukten solltet Ihr aber auf jeden Fall beibehalten.
Welche Menge Folsäure braucht mein Körper in der Schwangerschaft?
Die Referenzwerte für einen erwachsenen Menschen liegt bei täglich ungefähr 300 Mikrogramm Folat. Das schaffen schon außerhalb der Schwangerschaft nur wenige Menschen. In der Schwangerschaft dreht sich quasi alles um Zellteilung. Das heißt, der Bedarf an Vitamin B 11 steigt enorm an. Besonders in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten, also im ersten Schwangerschaftsdrittel, liegt der Bedarf an Folsäure bei enormen 450- 550 Mikrogramm. Es wird empfohlen, sich bereits vor der Befruchtung bei geplantem Kinderwunsch mit dem Frauenarzt über ein Folsäurepräparat zu unterhalten. Desto eher der Körper über ausreichend Folat verfügt, desto geringer ist das Risiko für mangelbedingte Fehlbildungen des ungeborenen Kindes.
Was passiert bei einem Folsäuremangel?
Hat ein Erwachsener einen Mangel an Folat, so kann dies zu Zellteilungsstörungen führen. Dieses Symptom ist Resultat einer megaloblastären Anämie. Das heißt, die Blutbildung ist nicht optimal und es kann zu einer Blutarmut kommen. Für Euch als werdende Mütter ist es wichtig zu wissen, dass es aufgrund einer Mangelversorgung mit Folat vor allem auch beim Ungeborenen zu Fehlbildungen kommen kann. Die häufigsten Defekte sind entlang des Neuralrohres festzustellen. Dazu gehören:
- ein offener Rücken
und
- eine nicht geschlossene Schädeldecke und/oder mangelnde Ausbildung des Gehirns und/oder der Hirnhäute.
Den offenen Rücken nennt man Spina bifida. Aufgrund nicht korrekter Zellteilung ist der Rücken des Kindes nicht geschlossen. In einigen Fällen wird die Schwangerschaft sogar abgebrochen. Hier kommt es aber auf die Schwere der Missbildung an. Diese Fehlentwicklung lässt sich zum Teil gut via Ultraschall diagnostizieren. Inzwischen gibt es auch operative Methoden, die in dem Fall eingesetzt werden können. Dabei wird eine Risikobewertung für den Fötus und für euch durchgeführt.
Der Fachausdruck für die zweite Fehlbildung lautet Anenzephalie. Das Baby kommt dann zum Beispiel mit einem offenen oder fehl entwickelten Schädel auf die Welt.
Die Wissenschaft forscht noch immer an Langzeitfolgen und weiteren Einflüssen des Folsäuremangels während der Schwangerschaft auf das Kind. Es ist mittlerweile in einigen Studien zutage getreten, dass ein Mangel das Risiko einer Frühgeburt erhöht. Außerdem sollen die Kinder später häufiger Sprachentwicklungsstörungen oder Herzfehler aufweisen. Sogar die Wahrscheinlichkeit für Autismus steigt an.
Übrigens: Eine Überdosierung mit dem Vitamin M kann unter Umständen einen Mangel an Vitamin B 12 verschleiern.
Was muss ich noch über Folsäure wissen?
Besonders interessant: Bei einem Sonnenbad sorgt die Lichteinstrahlung durch die Haut dafür, dass sich der Folsäuregehalt in Eurem Körper reduziert. Für werdende Mütter kann es von Bedeutung sein, dass einige empfängnisverhütende Präparate den Folatspiegel ebenfalls senken. Da Ihr während der Schwangerschaft keinen Alkohol trinkt, sei nur am Rande erwähnt, dass auch dieser reduzierend wirkt.
Wenn ihr einen Folsäuremangel habt, dann kann es sein, dass ihr diesen nicht bemerkt. Macht ihr euch Gedanken darüber, ob euer Spiegel gedeckt ist oder ob ihr ausreichend Folium über die Ernährung aufnehmt, ist es durchaus sinnvoll, darüber noch einmal mit dem Gynäkologen oder der Hebamme zu sprechen. Hier bekommt ihr Tipps, welche Nahrungsmittel ihr noch weiter in den Ernährungsplan aufnehmen könnt und in welcher Höhe die Aufnahme als Nahrungsergänzungsmittel erfolgen sollte.
Folat ist wichtig für das neue Leben!
Es ist kaum möglich, Vitamin B 11 in ausreichender Menge als Schwangere zu sich zu nehmen und dabei nur auf die Ernährung zu setzen. Euer ungeborenes Kind ist zwingend auf eine ausreichende Versorgung damit angewiesen. Riskiert auf keinen Fall eine Fehlbildung, die Ihr verhindern könnt. Auch während der Stillzeit ist noch ein erhöhter Bedarf an Folat vorhanden. Sprecht mit Eurem Arzt und wählt ein Präparat aus, das ihr über die Schwangerschaft und auch in der Stillzeit einnehmen könnt.