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Zwillingsschwangerschaft – Was ihr wissen solltet!

Nadine Scheiner
26 Jul 2021
7 min
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Das Babyglück im Doppelpack – für frisch gebackene Eltern ist es häufig ein Schock. Mit gleich zwei Babys habt auch ihr wahrscheinlich nicht gerechnet. Doch Zwillinge sind etwas ganz Besonderes, auch wenn der Alltag mit zwei Babys erst einmal anstrengend erscheint. Allerdings kommen auf 1000 Geburten in Deutschland nur 35 Zwillinge zur Welt. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Zwillinge bekommt ist daher sehr gering. Deutlich wahrscheinlicher Zwillinge zu bekommen ist es für Frauen ab einem Alter von 35 Jahren. Auch eine Mehrlingsschwangerschaft ist möglich.

Doch was ist bei einer Zwillingsschwangerschaft wichtig und was muss, gegenüber einer „normalen“ Geburt beachtet werden? In unserem Artikel möchten wir Euch über die Thematik der Zwillingsschwangerschaft aufklären und Euch genau erläutern, welche Risiken und Komplikationen auftreten können.

Eineiig oder zweieiig - Ab wann erkennt man eine Zwillingsschwangerschaft?

Nicht nur die Frage, wann erkennt man die Zwillingsschwangerschaft ist relevant, sondern auch „Wie kommt es eigentlich zu einer Zwillingsschwangerschaft?“. Es kommt immer genau dann zu einer Zwillingsschwangerschaft, wenn zwei Eizellen gleichzeitig befruchtet werden oder sich Eure befruchtete Eizelle sich schon in einem frühen Stadium teilt. Bei letzterem spricht man von sogenannten eineiigen Zwillingen. Die beiden Babys teilen sich nicht nur eine Fruchthöhle, sondern haben gleichzeitig ein identisches Erbmaterial. Eure Kinder werden sich sehr ähnlich sehen und haben immer das gleiche Geschlecht. Das bedeutet, dass ihr entweder zwei Jungen oder zwei Mädchen bekommt.

Bei zweieiigen Zwillingen ist es etwas anders. Diese können sich zwar ähnlich sehen, müssen es aber nicht. Eure Kinder können völlig unterschiedlich sein. Eure Babys entwickeln sich schließlich in verschiedenen Eizellen. Es besteht daher die Möglichkeit, dass ihr ein Mädchen und einen Jungen bekommt.

Zwillinge eineiig zweieiig
Aldona Griskeviciene - Shutterstock

Ab wann sieht man Zwillingsschwangerschaft? – Zwillingsschwangerschaft wann erkennbar?

Wahrscheinlich habt auch ihr schon des Öfteren von den Eltern gehört, die erst bei der Geburt festgestellt haben, dass es Zwillinge sind. Eine solche unentdeckte Zwillingsschwangerschaft, das gilt übrigens auch für Mehrlingsschwangerschaften sind sehr selten. Während Eurer gesamten Schwangerschaft schaut Eurer Frauenarzt danach, ob sich ein oder mehr Bab

ys in Eurem Bauch befinden. Natürlich kann es vorkommen, dass sich eines der Babys in Eurem Bauch versteckt. In der Regel zeigt sich das Baby jedoch nach einer gewissen Zeit, sodass die Zwillingsschwangerschaft nicht unentdeckt bleibt.

Grundsätzlich lässt sich eine Zwillingsschwangerschaft sehr früh erkennen. Mit dem Ultraschall ist sie sogar schnell sichtbar. Dabei solltet ihr wissen, dass es lediglich zwischen der 8. und 12. Schwangerschaftswoche möglich ist zu erkennen, ob es sich um eineiige Zwillinge handelt. Ab der 16. Schwangerschaftswoche ist dies nicht mehr feststellbar. Erkennbar ist die Zwillingsschwangerschaft schon dann, wenn die ersten Herzaktionen im Ultraschal sichtbar werden. Spätestens in der 9. oder 11. Schwangerschaftswoche wird Euch klar sein, ob ihr Zwillinge bekommt oder nicht.

So bald feststeht, dass eine Zwillingsschwangerschaft besteht, solltet ihr als werdende Mütter einiges beachten. Die wichtigsten Punkte möchten wir Euch nachfolgend aufzeigen.

  • Viel Wasser trinken: Im Alltag ist es grundsätzlich nicht leicht, immer ausreichend Wasser zu trinken. Sollte bei Euch eine Zwillingsschwangerschaft bestehen ist es jedoch wichtig, dass ihr konkret darauf achtet, täglich bis zu 2 Liter Wasser zu trinken.
  • Viel Ruhe: Stress und Überanstrengung sind für Mütter mit Zwillingen ungesund. Besonders im letzten Schwangerschaftsdrittel solltet ihr auf sehr viel Ruhe achten. Eine zu hohe körperliche Belastung erhöht das Risiko für Komplikationen in der Schwangerschaft und das Risiko einer Fehlgeburt.
  • Gesunde Ernährung: Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist nicht nur für Zwillingsmütter wichtig, sondern grundsätzlich für Schwangere.
  • Beschäftigungsverbot: Es kann passieren, dass ihr ein Beschäftigungsverbot bekommt. Dies ist besonders in einigen Berufen notwendig.

Zwillingsschwangerschaft Beschäftigungsverbot - Wie lange bei Zwillingsschwangerschaft arbeiten?

Grundsätzlich gilt, dass ihr 6 Wochen vor der Entbindung in Mutterschutz geht. Diese Regelung ist nicht anders als bei einer normalen Schwangerschaft. Etwas anders ist hingegen die Dauer des Mutterschutzes. Die Mutterschutzfrist verlängert sich bei Zwillings- oder Mehrlingsschwangerschaften um 4 weitere Wochen. Das bedeutet auf insgesamt 12 Wochen ab der Geburt Eurer Zwillinge. Bei dieser Regelung handelt es sich um das generelle Beschäftigungsverbot, welches für schwangere Frauen gilt. Die 12 Wochen Mutterschutzfrist nach der Geburt erhalten daher folgende Frauen:

  • Frauen, bei denen eine medizinische Frühgeburt notwendig war (Neugeborenes wiegt unter 2500 g)
  • Frauen, die Zwillinge, Drillinge und Mehrlinge bekommen haben
  • Frauen, die ein Kind mit Behinderung bekommen haben.

Neben dem generellen Beschäftigungsverbot steht das betriebliche Beschäftigungsverbot. Dieses hängt von dem jeweiligen Arbeitgeber und Beruf ab, den ihr ausübt. Sobald ihr schwanger seid, bekommt ihr einen besonderen Schutz für Euch selbst und Euer ungeborenes Kind. Im Mutterschutzgesetz gibt es verschiedene Punkte, die als Gefahr gelten und denen ihr nicht ausgesetzt werden dürfen.

  • Körperliche Anstrengungen (schweres Heben, dauerndes Bücken oder Strecken)
  • Kontakt mit Giftstoffen und anderen Gefahrenstoffen
  • belastende Arbeitssituationen (Räumen mit Überdruck oder anderes)

In der Regel sprechen Arbeitgeber nicht sofort ein Beschäftigungsverbot aus. Oftmals versuchen die Firmen Euren Arbeitsplatz so zu  gestalten, dass ihr auch weitehrin arbeiten könnt, ohne Eure Zwillinge zu gefährden.

Wichtig für Euch ist, dass ihr während des Beschäftigungsverbotes ein Recht auf Mutterschutzlohn habt. Dieser errechnet sich aus Eurem durchschnittlichen Lohn, den Euer Arbeitgeber Euch die letzten drei Monate (vor dem Beschäftigungsverbot) ausgezahlt hat. Die Ausgaben bekommt Euer Arbeitgeber von der Krankenkasse erstattet.

Bei einer Zwillingsschwangerschaft kann es sein, dass Euer Gynökologe ein Beschäftigungsverbot ausspricht. Dieses wurde zur damaligen Zeit als „individuelles Beschäftigungsverbot“ geführt. Grundlage für ein solches Beschäftigungsverbot ist ein Attest Eures Arztes. Dieser bescheinigt Euch, dass ein erhebliches Gesundheitsrisiko besteht, wenn ihr Eurer Tätigkeit weiter nachgeht. Mit diesem Beschäftigungsverbot möchte man in der Regel Frühgeburten vermeiden. Oftmals ist es der Fall, dass die werdenden Mütter psychisch nicht in der Verfassung sind, den Beruf während der Schwangerschaft weiter auszuführen.

Es gibt verschiedene Arten der Beschäftigungsverbote, die besonders bei Zwillingsschwangerschaften gelten. Eine regelmäßige Untersuchung beim Gynäkologen ist sehr wichtig, um die Gesundheit Eurer Kinder zu kontrollieren.

Zwillingsschwangerschaft Ultraschall
Olga Rolenko - Shutterstock

Zwillingsschwangerschaft Risiko – Worauf solltet ihr achten?

Die meisten Zwillingsschwangerschaften verlaufen ohne weitere Probleme. Aus medizinischer Sicht gesehen gilt eine Zwillings- und auch Mehrlingsschwangerschaft immer als Risikoschwangerschaft. Das bedeutet für Euch als werdende Mütter enge und strenge Kontrollen und eine deutlich intensivere Vorsorge.
Welche Risiken bei einer Zwillingsschwangerschaft bestehen, haben wir Euch in einer kurzen Tabelle zusammengefasst.

Risiko Zwillingsschwangerschaft

  • Erhöhtes Risiko für die Föten: Die Höhe des Risiko bei Euren Zwillingen hängt stark davon ab, ob sich die Föten eine Plazenta (monochorial) und Fruchthöhle teilen oder nicht. Das Ergebnis wird vom Arzt in Euren Mutterpass eingetragen.
  • Häufigere Frühgeburten: Zwillinge, bei denen jeder Fötus eine eigene Plazenta und Fruchthöhle hat, kommt es sehr selten zu diesen Komplikationen. Die Risiken einer Frühgeburt sind jedoch erhöht. Ein Grund dafür ist, dass die Babys bereits ab der 28. Schwangerschaftswoche so viel wiegen, wie ein einziges Kind (etwa 3 kg). Diese Last kann in Eurer Gebärmutter vorzeitige Wehen auslösen.
  • Fetofetales Transfusionssyndrom: Teilen sich Eure Zwillinge eine Plazenta und Fruchthöhle kann es passieren, dass weitere Probleme auftreten. Teilen sich Eure Zwillinge die Plazenta (auch monochorial genannt), aber entwickeln sich in getrennten Fruchthöhlen kann das fetofetale Transfusionssyndrom auftreten, kurz FFTS genannt. Bei dieser Erkrankung kommt es zu einem Blutaustausch zwischen den beiden Ungeborenen Babys. Dies hat zur Folge, dass die Fruchtwassermenge stark ansteigen kann.
  • Nabelschnur als Schlinge: Föten in einer gemeinsamen Plazenta und Fruchthöhle sollten alle 14 Tage überprüft werden. Dies hat auch einen Grund. Es besteht ein deutlich höheres Risiko, dass sich die Nabelschnur um den Hals eines Fötus legen kann. Dies ist lebensgefährlich. Nicht selten werden Zwillinge bereits in der 32. oder 34. Woche mit einem Kaiserschnitt zur Welt geholt

Zwillingsschwangerschaft Komplikationen – was kann passieren?

Komplikationen können nicht nur bei den ungeborenen Kindern auftreten, sondern auch bei Euch als Mutter selbst. Grundsätzlich handelt es sich dabei allerdings um dieselben Komplikationen, wie bei einer normalen Schwangerschaft (auch Einlingsschwangerschaft genannt) auch. Diese können jedoch deutlich ausgeprägter ausfallen. Sodbrennen, Verdauungsprobleme und Erbrechen sind nur einer der Komplikationen, mit denen ihr als Zwillingsmutter zu kämpfen habt. Daneben kann es zu Rückenschmerzen und Kurzatmigkeit kommen.

In der Regel ist der Körper bei einer Zwillingsschwangerschaft deutlich stärker. Die Blutmenge in Eurem Körper steigt an und die Gebärmutter wird größer. Das bedeutet somit, dass ihr bei einer Zwillingsschwangerschaft mehr Gewicht zu nehmt. In der Regel zwischen 17 kg und 20 kg. Gerade aus diesem Grund ist die Gefahr deutlich höher, an einer Anämie (Blutarmut) zu leiden. Auch Bluthochdruck oder eine Schwangerschaftsvergiftung (lat. Präeklampsie) ist möglich. Eure Gebärmutter wird bei einer Zwillingsschwangerschaft deutlich stärker belastet als bei einer normalen Geburt. Aufgrund dessen dauert es zudem länger, bis sie sich zurückbildet.

Zwillingsschwangerschaft
Kostikova Natalia - Shutterstock

Zwillingsschwangerschaft Gewichtszunahme – gibt es Unterschied zu einer normalen Geburt?

Wie schon erwähnt ist die Gewichtszunahme bei Zwillingsschwangerschaften deutlich höher. Schließlich wachsen zwei Embryonen in Eurem Bauch heran. Bei einer normalen Geburt nehmen Frauen im Durchschnitt 11 bis 16 kg zu. Es gibt Frauen, die deutlich mehr zunehmen. Diese Zahlen sind lediglich der Durchschnitt. Bei Eurer Zwillingsschwangerschaft solltet ihr unbedingt darauf achten, nicht zu viel zuzunehmen, da sich eine zu hohe Gewichtszunahme negativ auf Euren Körper auswirken kann. Sprecht am besten mit Eurem Arzt, welches Gewicht während der Zwillingsschwangerschaft für Euch normal ist.

Zwillingsschwangerschaft was ist, wenn ein Zwilling stirbt?

Die größte Angst vieler Frauen ist, das zweite Kind in der Schwangerschaft zu verlieren. Es kommt vor, dass die Zwillingsmutter selbst nicht einmal bemerkt, dass sie zwei Kinder in ihrem Bauch hatte. Viele Kinder sterben schon im Mutterleib und werden von dem Körper absorbiert. Stirbt das Kind sehr früh, verschmilzt es einfach mit der Plazenta der Mutter, ohne dass etwas bemerkt wird. Dabei dürft ihr nicht vergessen, dass die Kinder ab der 10. Schwangerschaftswoche bereits damit beginnen zu tasten du die Lippen zu nutzen. Bei einer Zwillingsschwangerschaft ist es nicht auszuschließen, dass genau dieser Prozess noch deutlich früher einsetzt.
Für alle Frauen ist es wie ein Trauma, wenn ein Kind verloren geht. Zwillinge haben immer eine besondere Verbindung. Nicht nur im Mutterleib selbst, sondern auch im späteren Leben.

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