In der Schwangerschaft werden viele körperliche Änderungen durch Hormone vermittelt. Das wichtigste ist das humane Choriongonadotropin (HCG). Gängige Schwangerschaftstest beruhen auf der Messung dieses Hormons. Es bestimmt den Verlauf der Frühschwangerschaft.
HCG (humanes Choriongonadotropin) & HCG-Wert
Was ist humanes Choriongonadotropin?
Das humane Choriongonadotropin ist ein Hormon, das während der Schwangerschaft im Körper vorkommt. Es wird von der Plazenta gebildet und ist für den Erhalt der Schwangerschaft zuständig.
Das HCG ist der Botenstoff, der dafür sorgt, dass der Gelbkörper (Corpus luteum) nicht abstirbt. Dieses Gebilde sitzt in den Eierstöcken und entsteht aus dem Eifollikel. Nach dem Eisprung verändert sich das Gewebe und produziert die Hormone Progesteron und Östrogen. Diese Botenstoffe sorgen wiederum dafür, dass die Gebärmutterschleimhaut erhalten bleibt und es nicht zur Menstruationsblutung kommt. Wenn die Eizelle nicht befruchtet wird, und kein HCG produziert wird, stirbt der Gelbkörper nach etwa 9 Tagen langsam ab. Einige Tage danach blutet die Gebärmutterschleimhaut ab.
Das HCG gehört zur Gruppe der Peptidhormone, genauer gesagt ist es ein Gonadotropin. Es besteht aus zwei Untereinheiten, der alpha-Untereinheit und der beta-Untereinheit. Die beta-Untereinheit kommt nur im HCG vor. Die alpha-Einheit ist auch Teil anderer Hormone. Diese Hormone sind:
- Follikelstimulierendes Hormon (FSH)
- Luteinisierendes Hormon (LH)
- Thyreotropin (TSH)
Weil das Hormon im Normalfall nur in der Schwangerschaft gebildet wird, kann es zum Schwangerschaftsnachweis genutzt werden. Dabei sind die Tests alle auf den Nachweis der beta- Untereinheit optimiert, weil sie nicht in anderen Hormonen vorkommt.
HCG wird in der Fruchtbarkeitsmedizin auch genutzt, um die Effekte einer Gelbkörperschwäche zu überwinden. Wenn eine solche Erkrankung vorliegt, kann es zu einer frühen Fehlgeburt kommen.
Wie kann das HCG nachgewiesen werden?
Alle gängigen Schwangerschaftstests können HCG nachweisen. Das Hormon ist im Blut und auch im Urin vorhanden. Aus diesem Grund kann ein Schwangerschaftsnachweis auf zwei Arten erfolgen:
- Analyse des Blutes im Labor
- Mit Teststäbchen, die das Hormon im Urin nachweisen
Im Bluttest kann der Anstieg des Hormonwertes schon nach einer kurzen Zeit festgestellt werden. Etwa ab dem 8. Tag nach der Empfängnis ist der Nachweis im Blutserum möglich. Ein Bluttest wird zu diesem Zeitpunkt aber nur selten gemacht. Bei einer normal verlaufenden Schwangerschaft wird der Wert oft überhaupt nicht durch die Labormedizin überprüft. Erst bei fraglichen Verläufen erfolgt oft eine Kontrolle. Dagegen werden bei einer künstlichen Befruchtung oft nach kurzer Zeit die HCG-Werte bestimmt, um den Erfolg der Behandlung und den Schwangerschaftsverlauf zu beurteilen.
HCG wird über den Harn ausgeschieden. Hier steigen die Werte des Hormons etwas später an als im Blut. Sie bleiben über die gesamte Schwangerschaft hinweg niedriger als die Blutwerte. Urintests sind auch für die Heimanwendung geeignet. Sie können zum Teil schon vor dem Ausbleiben der Schwangerschaft positive Ergebnisse liefern.
Wenn der Teststreifen mit Urin befeuchtet wird, verbindet sich das HCG mit einem enthaltenen Farbstoff. Dieser Komplex wird dann mit der Flüssigkeit weiter transportiert. Im Verlauf des Streifens gibt es zwei Bereiche, in denen sich fixierte Antikörper befinden. An die Antikörper des ersten Streifens kann sich das HCG binden, an die des zweiten Bereiches bindet der Farbstoff. Aus diesem Grund erscheinen bei einer vorliegenden Schwangerschaft zwei farbige Streifen. Ohne HCG im Urin erscheint nur ein farbiger Bereich. Der zweite Streifen dient auch als Kontrolle, dass der Urintest funktioniert.
Kann die Produktion von HCG auch außerhalb der Schwangerschaft vorkommen?
Wenn bei einer Frau in einer Blutuntersuchung HCG gefunden wird, aber keine Schwangerschaft vorliegt, ist das ein Anzeichen für bestimmte Krebsarten. Aus diesem Grund kann auch bei Männern unter Umständen humanes Choriongonadotropin nachgewiesen werden. In einem solchen Fall dient das HCG als Tumormarker.
Vor allem Keimzelltumore sind mit der Produktion von HCG verbunden. Das sind gut- oder bösartige Wucherungen an Hoden und Eierstock. Hodenkrebs und Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom) sind daher Beispiele, bei denen das humane Choriongonadotropin als Tumormarker genutzt werden kann.
Auch Fehlentwicklungen in der Schwangerschaft können zu einer Krebserkrankung werden. Wenn die Plazenta sich nicht richtig entwickelt, kann daraus eine sogenannte Blasenmole werden. Diese kann sich dann zu einem Chorionkarzinom (Chorionepitheliom) weiter entwickeln. Ein solches Chorionkarzinom kann aber auch ohne die Vorstufe der Blasenmole entstehen.
Auch bei Darmkrebs oder Lungenkrebs kann unter Umständen der HCG-Wert erhöht sein.
Wie entwickeln sich die HCG-Werte in der Schwangerschaft?
Der Normwert des humanen Choriongonadotropin außerhalb der Schwangerschaft beträgt bei Frauen im reproduktiven Alter und Männern bis zu 5 IE/L (Internationale Einheiten pro Liter). Nach den Wechseljahren erhöht sich der Normbereich bei Frauen auf bis zu 10 IE/L.
In der Schwangerschaft steigen die HCG-Werte am Anfang stark an. Etwa alle zwei Tage verdoppelt sich der Wert im Blut in den ersten Wochen. Danach verlangsamt sich der Anstieg, so dass nach der 7. SSW nur noch alle fünf Tage eine Verdopplung stattfindet. Die höchste Konzentration wird ungefähr in der 9. Und 10. Schwangerschaftswoche (SSW) erreicht. Weil die absoluten Werte immer individuellen Schwankungen unterliegen, geben Tabellen für den Normwert Spannbreiten an.
Zu diesem Zeitpunkt ist der Mutterkuchen so weit entwickelt, dass er genügend Östrogen und Gestagen bildet. Diese Hormone wirken schwangerschaftserhaltend und übernehmen dann die Funktion des HCG. Daher sinkt die Konzentration des Hormons ab diesem Zeitpunkt. Etwa ab der 20. SSW bleibt sie relativ konstant auf einem niedrigen Wert. Nach der Geburt sinkt die Menge des HCGs wieder auf nahezu null ab. Das dauert meist 11 bis 17 Tage.
Die HCG-Werte in der Schwangerschaft entwickeln sich in etwa in diesen Bereichen:
- 3.- 4. SSW: 0 – 130 IE/L
- 4.- 5. SSW: 75 – 2.600 IE/L
- 5.- 6. SSW: 850 – 20.800 IE/L
- 6.- 7. SSW: 4.000 – 200.000 IE/L
- 7.- 12. SSW: 11.500 – 289.000 IE/L
- 12.- 16. SSW: 18.300 – 137.000 IE/L
- 16.- 29. SSW: 1.400 – 53.000 IE/L
- 30. – 41. SSW: 940 – 60.000 IE/L
Die HCG-Werte sind auch für die Beurteilung von Ultraschalluntersuchungen wichtig. Ab etwa einem Wert von 2.500 IE/L sollte im Vaginalultraschall eine normale Schwangerschaft in der Gebärmutter sichtbar sein. Erfolgt der Ultraschall über die Bauchdecke, ist das erst ab einem Wert von 6.500 IE/L der Fall. Kann der Arzt bei den entsprechenden Werten keine normale Schwangerschaft mit der Ultraschalluntersuchung darstellen, kann das auf eine extrauterine Schwangerschaft hindeuten.
Bei der Beurteilung eines Laborbefundes ist es auch wichtig, die Normbereiche zu beachten, die das jeweilige untersuchende Institut angibt. Von einem Labor zum anderen können sich die Richtwerte unterscheiden.
Welche Gründe gibt es für abweichende HCG-Werte?
Nicht immer entwickeln sich die HCG-Werte in der Schwangerschaft so wie sie es sollen. Wenn euer Arzt oder eure Ärztin abweichende Werte feststellt, kann das unterschiedliche Ursachen haben. Hier ist vor allem der Verlauf ein wichtiges Indiz. Ein einzelner Wert hat nur geringe Aussagekraft.
Wenn der HCG-Wert stärker als normal ansteigt, kann das an folgenden Ursachen liegen:
- Mehrlingsschwangerschaft
- Trophoblasterkrankung (zum Beispiel eine Blasenmole oder ein Chorionepitheliom)
Entwickeln sie die Konzentrationen des HCGs zu langsam, kann das an folgenden Dingen liegen:
- Extrauteringravidität
- Fehlgeburt
Der Begriff Extrauteringravidität steht für eine Fehlentwicklung der Schwangerschaft. In diesem Fall hat sich der Embryo außerhalb der Gebärmutter eingenistet. In den meisten Fällen sitzt das Schwangerschaftsgewebe im Eileiter. Dann spricht man von einer Eileiterschwangerschaft. In einigen Fällen kann der Embryo auch an anderen Organen und Geweben sitzen. In diesem Fall wird der Zustand Bauchhöhlenschwangerschaft genannt.
Eine extrauterine Schwangerschaft muss oft operativ entfernt werden, weil das Leben der Mutter sonst in Gefahr ist. In einigen Fällen können auch Medikamente eingesetzt werden. In beiden Fällen kann eine Kontrolle des HCG-Wertes den Verlauf der Schwangerschaft dokumentieren. Erst wenn der Wert komplett auf den Normwert abgesunken ist, kann der Arzt oder die Ärztin sicher sein, dass das gesamte Schwangerschaftsgewebe entfernt oder abgestorben ist.
Auch bei einer Fehlgeburt werden oft niedrige Werte gemessen. Das Messen des HCG-Werts über einige Zeit kann auch hier sinnvoll sein.
Wenn der HCG-Wert nach der 10. Woche nicht absinkt, kann das ein Anzeichen für das Vorliegen einer Trisomie 21 beim Kind sein. Diese Erkrankung ist auch als Downsyndrom bekannt. Aus diesem Grund werden die Werte im Rahmen des Ersttrimesterscreenings erhoben.
Was ist die HCG Diät?
Die HCG-Diät wurde im Jahr 1954 vom britischen Arzt Dr. Albert T.W. Simeons entwickelt. Bei dieser Diät wird die Kalorienzufuhr enorm eingeschränkt. Es werden pro Tag etwa 500 Kilokalorien über die Nahrung aufgenommen. Zusätzlich erhalten die Patienten laut dem ursprünglichen Diätplan eine Injektion mit HCG täglich.
Die Idee der Diät beruht auf der Beobachtung von schwangeren indischen Frauen. Die Patientinnen verloren laut Simeons bei eingeschränkter Kalorienzufuhr mehr Fett- als Muskelgewebe. Außerdem waren sie sehr leistungsfähig. Diese Beobachtungen führte der Arzt auf das Schwangerschaftshormon zurück.
Laut den ursprünglichen Ideen soll das Vorgehen bei der HCG-Diät eine Abnahme des Depotfetts vorantreiben und das Hungergefühl einschränken. Auch negative Stimmungen während der Diät sollten reduziert sein.
Heutzutage wird oftmals kein HCG mehr injiziert. Stattdessen wird das Hormon über Tropfen, Pellets oder Sprays verabreicht. In vielen Fällen sind die Präparate homöopathisch und enthalten das Hormon selbst gar nicht. Globuli sind auch eine häufig genutzte Form.
Die Grundidee der Diät wurde wissenschaftlich nicht weiter untersucht und kann daher nicht bestätigt werden. Der Erfolg dieser Diät beruht laut der allgemeinen wissenschaftlichen Meinung nur auf der starken Kalorienreduktion und nicht auf den Wirkungen des HCG.
FAQ - hCG
Ab wann wird HCG produziert?
In Analysen des Blutes kann ab etwa fünf Tagen nach der Einnistung ein Anstieg des HCG-Wertes beobachtet werden.
Wann erreicht der HCG-Wert in der Schwangerschaft den Höhepunkt?
Der HCG-Wert ist in der 9. und 10. Schwangerschaftswoche am höchsten.
Wie schnell baut sich das Schwangerschaftshormon ab?
Nach der Geburt dauert es etwa 11 bis 17 Tage, bis der HCG-Wert wieder auf dem Normalwert ist.
Was macht das HCG mit dem Körper?
Die Aufgabe des HCG ist der Erhalt der Frühschwangerschaft. Dabei kommt es auch zu den üblichen Schwangerschaftssymptomen. Vor allem de Schwangerschaftsübelkeit wird auf das HCG zurückgeführt.