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Der Mutterpass und sein Inhalt

Nadine Scheiner
30 Aug 2021
6 min.
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Der Mutterpass ist nicht nur ein schönes, sondern auch ein sinnvolles Dokument, das jeder schwangeren Frau, nach dem ersten Vorsorgetermin, ausgehändigt wird. Er hat 16 Seiten und in ihm wird alles dokumentiert, was während der Schwangerschaft wichtig ist. Von der ersten Vorsorgeuntersuchung bis hin zum ersten Ultraschallbild eures Babys. Im Mutterpass werden alle Daten und Befunde eingetragen. Ein unverzichtbares Dokument, auch für Ärzte und Hebammen, denn mit einem Blick in den Mutterpass haben sie einen schnellen Überblick.

Mutterpass
Von Natalia Deriabina - Shutterstock

Ab wann bekomme ich den Mutterpass?

Wann ihr den Mutterpass bekommt, hängt unter anderem von eurem Gynäkologen ab. Normalerweise wird er nach dem ersten Ultraschall ausgehändigt. Dieser wird rund um die 8. Schwangerschaftswoche durchgeführt. Viele Frauen gehen heute jedoch direkt zum Frauenarzt, wenn sie einen positiven Test in der Hand haben. Oft ist dies noch zu früh um zu sehen, ob mit der Fruchtanlage und dem Embryo alles in Ordnung ist. Hier wird dann zwar schon mal geschaut, ob ihr ausreichend geimpft seid und Antikörper gegen bestimmte Krankheiten habt, den Mutterpass stellen viele Ärzte aber erst dann aus, wenn der Herzschlag des Ungeborenen zu sehen ist.

Daher erhalten die meisten werdenden Mütter das Dokument etwa in der 8. Schwangerschaftswoche. Für euch ist das ein besonders wichtiger Zeitpunkt, denn nun habt ihr schriftlich, dass ihr schwanger seid. Wenn ihr übrigens schon ein oder auch zwei Kinder habt, dann erhaltet ihr keinen neuen Mutterpass, da in dem Heft Platz für mehrere Schwangerschaften ist.

Was steht im Mutterpass – ein Überblick

Neben dem schnellen Überblick, den sich Ärzte und Hebammen mit dem Mutterpass über eure Schwangerschaft verschaffen können, bietet der Pass auch Platz für die ersten Befunde eures Neugeborenen sowie Informationen rund um das Wochenbett. Ab der Seite 17 stehen Wiederholungen von Eintragsseiten. Dort wäre dann Platz für eine zweite Schwangerschaft.

Da der Mutterpass standardisiert ist, kann der Arzt den Stand eurer Schwangerschaft hier gut erkennen, auch wenn ihr mal zu einem anderen Gynäkologen oder ins Krankenhaus müsst. Daher solltet ihr das Heft immer bei euch tragen. Mit einer Hülle wird er Pass gut geschützt.

Die Zusammenfassung der Informationen im Mutterpass

  • die Gesundheit der Mutter (Alter, Gewicht, Vorgeschichte, Erbkrankheiten)
  • der Zustand des Ungeborenen (Kindslage, Gewicht, Größe, Entwicklung)
  • der errechnete Geburtstermin
Mutterpass Arzt
Von Africa Studio - Shutterstock

Was steht auf den einzelnen Seiten im Mutterpass?

Auf der ersten Seite findet man die Adresse eures Frauenarztes und die nächsten Untersuchungstermine. Persönliche Daten werden ebenfalls direkt vorne eingetragen.

Die Seiten 2 bis Seite 4

Auf den Seiten zwei bis vier sind bereits besonders wichtige Punkte zu finden, nämlich die medizinischen Angaben über Blutuntersuchungen. Als erstes werden eure Blutgruppe und euer Rhesusfaktor bestimmt. Er ist wichtig, damit ihr im Laufe der Schwangerschaft eine möglicherweise notwendige Prophylaxe erhalten könnt, damit es nicht zu einer Rhesus-Unverträglichkeit kommt.

Ebenfalls zu finden sind die Informationen aus dem Röteln-HAH-Test. Dieser zeigt an, ob ihr genügend Impfschutz gegen Röteln, also Antikörper, habt. Ebenso untersucht der Arzt ,ob ihr mit Chlamydien oder Syphilis (LSR – Lues-Such-Reaktion) infiziert seid. Beides kann dafür sorgen, dass es zu einer Fehlgeburt oder auch einer Frühgeburt kommt. Teilweise ist es möglich, dass euer Baby durch eine Infektion Probleme mit der Lunge bekommt. Auch wird kontrolliert, ob ihr den Hepatitis-B-Virus in euch tragt oder möglicherweise HIV-positiv seid.

Die meisten Bereiche im Mutterpass auf diesen Seiten werden gleich zu Beginn ausgefüllt. Zudem erfolgt bei der Vorsorgeuntersuchung zwischen der 24. und der 27. SSW noch einmal eine Kontrolle auf die irregulären Antikörper.

Auf der vierten Seite wird vermerkt, ob es frühere Schwangerschaften gab und wie deren Verlauf gewesen ist.

Die Seiten 5 und 6

Die Seite fünf ist wichtig in Bezug auf eure Anamnese. Dort stehen eventuelle schwere Erkrankungen und Operationen, ebenso wird auch aufgeführt, ob ihr psychische oder soziale Belastungen habt. Euer Arzt wird dann das Fruchtwasser untersuchen und feststellen, wie die Lage und auch die Durchblutung der Plazenta ist. Weiterhin wird geprüft, ob ihr an Bluthochdruck (Hypertonie) leidet oder möglicherweise ein Gestationsdiabetes vorliegt.

Im Schwangerschaftsverlauf kann es bei euch zur Entstehung von verschiedenen Befunden kommen. Diese werden auf der sechsten Seite vermerkt. Unter anderem kann hier auf einen aktiven Konsum von Tabak verwiesen werden oder auch darauf, dass vorzeitige Wehen vorliegen. Dadurch fällt es Hebamme und Arzt leichter, das Risiko eurer Schwangerschaft einschätzen zu können. Auch der voraussichtliche Geburtstermin ist hier zu finden.

Die Seiten 7 bis 8

Auf diesen Seiten gibt es eine Tabelle, die sich Gravidogramm nennt, in das euer Arzt die verschiedenen Untersuchungsergebnisse in Bezug auf euer Baby und euch einträgt. Damit wird festgestellt, wie das Wachstum eurer Gebärmutter ist. In der Spalte „Kindslage“ schreibt der Arzt genau auf, wie das Kleine liegt. So bedeutet SL in dem Zusammenhang Schädellage, was die normale Lage für eine Geburt ist, BEL deutet auf Beckenlage, QL auf Querlage hin. Außerdem prüft der Arzt, ob ihr Wassereinlagern (Ödeme) und Krampfadern habt. Die Untersuchung „HB“ stellt einen möglichen Eisenmangel dar, der Urin wird auf Rückstände geprüft. Der Arzt wird mit einer vaginalen Untersuchung den Muttermund und den Gebärmutterhals beobachten und die Informationen dazu im Mutterpass vermerken.

Wenn ihr euch fragt, was genau eigentlich „SFA“ bedeutet, bekommt ihr hier ebenfalls die Antwort. Es handelt sich um den „Symphysen-Fundus-Abstand“. Dieser zeigt an, wo sich der obere Rand der Gebärmutter befindet und kann Aufschluss darüber geben, ob die Gebärmutter normal wächst. Angegeben wird der Stand übrigens in Fingern – und zwar in Querfingern (QF).

Bei jeder Vorsorgeuntersuchung wird der Urin kontrolliert. Hier können Befunde unter dem Bereich „Sediment“ eingegeben werden. So wird vermerkt, ob ihr Eiweiß oder Blut im Urin habt oder möglicherweise auch Zucker oder Nitrit auffällig sind.

Die Seite 9

Die neutne Seite wird dann genutzt, wenn es spezielle Befunde gibt. Wenn ihr während der Schwangerschaft beispielsweise ins Krankenhaus müsst oder auch eine Fruchtwasseruntersuchung gemacht wird, dann wird dies hier an dieser Stelle festgehalten. Zusätzlich dazu gibt es Hinweise aus möglichen Untersuchungen mit dem CTG oder auch dem Kardiotokograf.

Die Seiten 10 bis 14

Jetzt werden die drei vorgeschriebenen Ultraschall-Untersuchungen eingetragen. Euer Arzt hat festgestellt, dass der Embryo richtig in der Gebärmutter liegt und keine Eileiterschwangerschaft vorliegt? Dann ist das hier zu lesen. Er kann mit den Werten feststellen, ob euer Kind die richtige Größe hat oder ob Wachstumsstörungen vorliegen. Das hilft dabei zu erkennen, ob die Schwangerschaft ohne Auffälligkeiten verläuft. Auf der Seite 13 hat der Arzt zudem Normkurven, die er nutzen kann. Das Wachstum des Fötus wird hier eingetragen. Dadurch seht ihr auch den Verlauf und könnt prüfen, wie sich euer Baby entwickelt. Eingetragen werden hier:

  • Körperlänge
  • Kopfdurchmesser
  • Bauchdurchmesser

Die Seiten 15 und 16

Diese Seiten werden genutzt, um alle wichtigen Daten aus der Schwangerschaft zusammenfassend zu vermerken. Zudem sind sie für die Vermerke im Rahmen der Geburt da. Der Kinderarzt wird noch im Kreißsaal die ersten Tests vornehmen. Eine, fünf oder zehn Minuten nach der Geburt wird euer Kind untersucht. Der Arzt wird dem Kind Blut aus der Nabel Arterie entnehmen und den pH-Wert überprüfen. Dieser zeigt die Sauerstoffversorgung an. Grundlage für die Bewertung des Zustandes ist der Apgar-Test. Geprüft werden im Test:

  • Wie ist die Atmung des Kindes?
  • Wie ist der Puls des Babys?
  • Hat es eine gute Muskelspannung?
  • Wie sieht die Hautfarbe aus?
  • Reagiert das Baby mit Reflexen nach der Geburt?

Der Wert aus dem Test wird dann im Mutterpass eingetragen.

Ihr werdet dann im Wochenbett und etwa sechs bis acht Wochen nach der Geburt wieder untersucht. Damit schließen sich die Eintragungen im Mutterpass. Auf den letzten Seiten wird dann vermerkt, ob es im Wochenbett Komplikationen gab.

Was sind das für Abkürzungen bei den Eintragungen zum Ultraschall?

  • KU: Kopfumfang – Der Kopfumfang gibt den aktuell gemessenen Wert für euer Baby an. Bedenke, dass hier schon kleine Messfehler zu deutlichen Abweichungen führen können.
  • FS: Durchmesser der Fruchtblase – Der Durchmesser und auch die Form der Fruchtblase geben Aufschluss darüber, ob es sich um eine gesunde Schwangerschaft handelt.
  • BPD: Kopfdurchmesser von linker zu rechter Schläfe – Die Angaben geben Aufschluss darüber, ob sich die Kopfentwicklung in der Norm befindet.
  • SSL: Scheitel-Steiß-Länge – In den ersten 20 Schwangerschaftswochen wird euer Baby vom Scheitel bis zum Steiß gemessen, danach vom Scheitel bis zur Ferse.
  • FOD: Durchmesser von der Stirn bis Hinterkopf
  • ATD: Bauchdurchmesser – Auch der Bauchdurchmesser kann wichtig sein, um eine mögliche Fehlentwicklung erkennen zu können.
  • APD: Durchmesser Bauchnabel zum Rücken
  • AU: Bauchumfang
  • FL/HL: Länge Oberschenkel und Oberarm

Fazit - Mutterpass

Von der Feststellung bis zur Entbindung sind alle wichtigen Informationen im Mutterpass zu finden. Hier werden die Eintragungen nach jeder Ultraschalluntersuchung gemacht. Wie sind die Herztöne und Kindsbewegungen? Es gibt Vermerke zu Untersuchungen der Mutter. Welche Ergebnisse zeigt der Antikörpertest? Liegt eine Anämie vor? Ist der Blutdruck zu hoch. Alle Werte der Laboruntersuchungen werden hier vermerkt. Mit einem Blick sieht der Frauenarzt, wie der Wachstumsverlauf und der Fundusstand von Gebärmutter und Baby sind. Im Krankenhaus kann geschaut werden, ob sich das Baby in der Beckenendlage befindet und eine Spontangeburt problemlos möglich ist oder ein Kaiserschnitt im Raum steht. Die Fachbegriffe sind den Ärzten bekannt, da der Mutterpass genormt ist.

Für den behandelnden Arzt ist es wichtig, dass er immer einen Blick in den Mutterpass werfen kann und sieht, was hier notiert wurde. Dies gilt nicht nur für die fetale Entwicklung, sondern auch für die Krankengeschichte der werdenden Mutter. Führt den Mutterpass daher immer mit euch.

 

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